
In Tschechien ist ein erschütternder Fall von sexuellem Missbrauch ans Licht gekommen. Eine 27-jährige Frau soll seit November 2024 in einem verwahrlosten Haus festgehalten und monatelang vergewaltigt worden sein. Der 40-jährige Verdächtige, der als Lkw-Fahrer arbeitet, wurde mittlerweile von der Polizei festgenommen. Ihm werden schwerwiegende Vorwürfe, darunter Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und Nötigung, gemacht. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zwölf Jahre Haft, wie Welt berichtet.
Die betroffene Frau erhielt psychologische Betreuung, nachdem es ihr gelungen war, durch ein Fenster zu entkommen. Nach etwa drei Monaten in Gefangenschaft konnte sie nachts fliehen und klingelte bei einer Nachbarin, um Hilfe zu suchen. In den sozialen Medien und in der tschechischen Presse wird der Vorfall als „Horrorfall“ bezeichnet, der Parallelen zu dem berühmten Fall des Österreichers Josef Fritzl aufweist, der seine Tochter über zwei Jahrzehnte in einem Keller festhielt.FAZ hebt hervor, dass der Mann wegen einer früheren Missbrauchtat bereits vorbestraft war.
Psychologische Konsequenzen und Dunkelziffer sexualisierter Gewalt
Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Problematik sexualisierter Gewalt in Tschechien, wo laut einer Studie der NGO proFem rund 58 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens mit sexualisierter Gewalt konfrontiert wurden. Dies betrifft insbesondere auch junge Frauen: Jede fünfte berichtete, bereits im Alter von bis zu 15 Jahren Opfer einer solchen Gewalttat geworden zu sein. Die Dunkelziffer ist hoch, da nur 6 Prozent der Opfer eine Anzeige erstatten.Radio Praha berichtet, dass 75 Prozent der Betroffenen noch heute unter den Auswirkungen ihrer Erlebnisse leiden.
Die Studie zeigt, dass vermehrt Unterstützung benötigt wird. Im Januar eröffnete proFem in Prag das erste umfassende Hilfszentrum für Opfer sexueller Gewalt. Dieses Zentrum bietet Notunterkünfte, ärztliche Betreuung und Unterstützung bei polizeilichen Ermittlungen. Im ersten Monat wandten sich etwa 70 Personen an die neue Einrichtung.
Der Fall der 27-jährigen Frau ist ein eindringlicher Reminder für die Gesellschaft über die anhaltende Bedrohung durch sexuelle Gewalt und die tiefenpsychologischen Folgen, die viele Opfer mit sich tragen müssen. Die Forderung nach mehr Aufmerksamkeit und besseren Hilfsangeboten für Betroffene nimmt in der öffentlichen Diskussion zu, insbesondere im Hinblick auf die alarmierenden Statistiken der proFem-Studie.