
Die Überwachungskameras am Delmenhorster Bahnhof sind in einem bedenklichen Zustand. Wie der Weser-Kurier berichtet, sind diese Kameras kaum auswertbar und stammen aus dem Jahr 2010. Polizeichef Wilfried Grieme äußerte kürzlich, dass die schlechte Bildqualität den Erfolg von Ermittlungen behindert. Ein Beispiel für die Notwendigkeit besserer Technik lieferte ein Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg im April 2023, bei dem der mutmaßliche Täter von Kameras am Bahnhof erfasst wurde.
Die Kameras wurden ursprünglich installiert, um auf die steigenden Rohheitsdelikte in der Umgebung zu reagieren. Im Jahr 2008 wurden 146 dieser Delikte registriert, seitdem ist die Zahl gesunken, was die Nutzung von Videoüberwachung zur Kriminalitätsbekämpfung unterstützt. Dennoch bleibt der überwachte Bereich am Delmenhorster Bahnhof, der die Nord- und Südseite umfasst, weiterhin unzureichend gesichert.
Steigende Körperverletzungsdelikte und politische Unterstützung
Die Herausforderung im Bereich Sicherheit wird angesichts der neuesten Statistiken noch deutlicher. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Körperverletzungsdelikte an deutschen Bahnhöfen auf etwa 10.600, im Vergleich zu 10.115 Fällen im gesamten Jahr 2023. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind sowohl die Politik als auch die Polizei sich einig, dass eine Modernisierung der Kameras dringend erforderlich ist. Der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten und öffentliche Sicherheit plant, die Polizei aktiv bei der Mittelvergabe zu unterstützen, um neue Technologien zu erwerben.
Parallel zu den Diskussionen um Delmenhorst gibt es auch in anderen Städten eine Debatte über die Videoüberwachung. In Oldenburg, Emden und Wilhelmshaven werden Kameras installiert, um die öffentliche Sicherheit zu erhöhen und Kriminalität zu bekämpfen. Die NWZ Online hebt hervor, dass insbesondere in Oldenburg 289 Straftaten im Jahr 2023 aufgeklärt wurden, was die Wirksamkeit der Überwachung unterstreicht.
Technologischer Fortschritt und Datenschutz
Mit dem steigenden Einsatz von Videotechnik stellen sich jedoch auch rechtliche und ethische Fragen. Mehr als die Hälfte der Bürger:innen in Deutschland befürwortet den Einsatz dieser Technologien. Dennoch warnen Datenschutzbeauftragte vor Eingriffen in Grundrechte und fordern strenge Datenschutzregelungen. Besondere Bedenken gelten der automatischen Gesichtserkennung, die in Kombination mit Videoüberwachung eingesetzt werden könnte. Diese Herausforderungen stehen im Fokus eines neuen Whitepapers von PwC Deutschland, das den Einsatz von Videotechnik im Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheitsrechten untersucht.
Innovative Technologien, insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, könnten helfen, diese Zielkonflikte zu reduzieren und eine bessere Effizienz in der Kriminalitätsbekämpfung zu gewährleisten. Wichtig bleibt allerdings, die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen im vorhinein zu prüfen, bevor neue Technologien flächendeckend eingesetzt werden.