
Grönland, das autonome Gebiet Dänemarks, rückt zunehmend in den Fokus globaler Mächte, insbesondere der USA und der EU. US-Präsident Donald Trump hat mehrmals Interesse an einer Übernahme Grönlands geäußert, wobei er nationaler Sicherheit als Begründung anführt. Beobachter vermuten jedoch, dass wirtschaftliche Motive, insbesondere die reichen Rohstoffvorkommen, ausschlaggebend sind. Grönland beherbergt viele der kritischen Rohstoffe (CRM), die für moderne Technologien unerlässlich sind, wie auch die bedeutenden Vorkommen seltener Erden (REE). Diese Metalle sind entscheidend für die Herstellung von Smartphones, Elektroautos und anderen digitalen Geräten. Laut ZVW sind Seltenerdmetalle besonders wichtig für den Übergang zu erneuerbaren Energien, was Grönland in der geopolitischen Agenda noch wertvoller macht.
Die Abhängigkeit der EU von Importen kritischer Rohstoffe, insbesondere aus China, wird immer problematischer. Die EU hat Grönland als strategischen Rohstofflieferanten identifiziert – ein Schritt, der durch den Klimawandel unterstützt wird, der neue Schifffahrtsrouten wie die Nordwestpassage öffnet. Ursula von der Leyen eröffnete kürzlich ein EU-Büro in Nuuk und unterzeichnete Kooperationsabkommen im Wert von 94 Millionen Euro, um die Beziehungen zu vertiefen. Grönland wäre damit nicht nur ein Lieferant, sondern auch ein Partner in der wichtigen Ressourcenausweitung der EU, die durch den Critical Raw Materials Act vorangetrieben wird, um die „strategische Autonomie“ zu fördern.
Rohstoffreichtum und Herausforderungen
Trotz der großen Rohstoffvorkommen wird in Grönland bisher kein Abbau betrieben. Es gibt bedeutende Lagerstätten für seltene Erden, insbesondere in Kvanefjeld und Kringlerne, jedoch steht der Rohstoffabbau vor Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund hoher Betriebskosten und der rauen arktischen Bedingungen. Auch die letzte Parlamentswahl wurde durch den Streit um ein Minenprojekt beeinflusst, das schließlich abgelehnt wurde. In Grönland existiert derzeit nur eine aktive Mine, die Anorthosit abbaut, jedoch keine Seltenerdmetalle, was die Situation nur verschärft. Laut Rohstoff.net haben auch australische Unternehmen wie Tanbreez Interesse an den Lagerstätten bekundet.
Die Risiken des Rohstoffabbaus sind erheblich. Umweltbedenken und gesundheitliche Gefahren durch radioaktive Beiprodukte stehen im Raum. Grönlands Premierminister Múte B. Egede betont dennoch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA, weist jedoch auf die Notwendigkeit hin, die Eigenständigkeit Grönlands zu wahren. Egedes Haltung wird durch die Prinzipien des UN-Panels für kritische Rohstoffe untermauert, die einen fairen und verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen fordern. Gleichzeitig hebt der Klimawandel die Nachfrage nach Rohstoffen an, da die EU ihre Kapazitäten für erneuerbare Energien und digitale Technologien ausbauen muss. Der SWP hebt hervor, dass die geopolitischen Spannungen und Lieferengpässe, verstärkt durch den Ukraine-Konflikt, die Rohstoffmärkte zusätzlich belasten.
Eine globale Perspektive
Die geopolitische Bedeutung Grönlands erstreckt sich über die Interessen der USA und der EU hinaus. Auch China, Australien und Indien zeigen Interesse an den Ressourcen. Chinas Engagement in Grönland begann bereits 2011 mit Investitionen in den Bergbausektor. Shenghe Resources, ein bedeutendes chinesisches Bergbauunternehmen, hat Anteile an Greenland Minerals. Für die USA ist die geografische Lage Grönlands von besonderem Interesse, da Nuuk näher an New York als an Kopenhagen liegt, was strategische Überwachungsmöglichkeiten eröffnet, insbesondere in Zeiten globaler Unsicherheiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Grönlands Rohstoffe in einer Ära steigender Rohstoffnachfrage und geopolitischer Rivalität eine entscheidende Rolle spielen könnten. Die Balance zwischen ökologischen Gesichtspunkten und wirtschaftlichem Nutzen wird die künftige Entwicklung der Region maßgeblich prägen. Die Herausforderungen des Rohstoffabbaus müssen sorgfältig abgewogen werden, um eine nachhaltige und gerechte Entwicklung sowohl für Grönland als auch für die internationalen Partner sicherzustellen.