
Am 23. Februar 2025 gaben die Taliban bekannt, dass zwei afghanische Radiosender, Radio Begum und Radio Dschawanan, unter bestimmten Auflagen ihren Sendebetrieb wieder aufnehmen dürfen. Die Entscheidung folgte, nachdem beide Sender zuvor ihre Lizenzen verloren hatten, weil sie mit „verbotenen ausländischen Medien“ kooperiert hatten. Das Informations- und Kulturministerium der Taliban stellte fest, dass diese Sender die Regeln der Taliban-Regierung respektieren müssen, um weiterhin senden zu können. Laut Ostsee-Zeitung haben die Betreiber versichert, künftige Regelverstöße zu vermeiden, während das Ministerium afghanische Medien und Journalisten unterstützt, sofern sie islamische Werte und die afghanische Kultur einhalten.
Der Sender Radio Begum, der am Internationalen Frauentag im März 2021 gegründet wurde, sendet Bildungsprogramme für Mädchen und Frauen, die vom Besuch höherer Schulen ausgeschlossen sind. Seine Inhalte werden vollständig von afghanischen Frauen produziert. Die Schließung des Senders im Februar 2023 war auf Vorwürfe zurückzuführen, dass er gegen Rundfunkrichtlinien verstoßen habe, einschließlich einer Zusammenarbeit mit einem ausländischen Fernsehsender. Diese Vorwürfe führten zur Durchsuchung der Radiostation und zur Festnahme zweier männlicher Mitarbeiter. Die Taliban forderten eine Lizenzprüfung, bevor über die Zukunft des Senders entschieden werden konnte, so LTO.
Die Rückkehr von Radio Dschawanan
Radio Dschawanan, auch bekannt als „Youth FM“, richtet sich an eine jüngere Zielgruppe und behandelt Themen wie Unterhaltung und gesellschaftliche Verantwortung. Die Wiedereröffnung beider Radiosender ist ein seltenes Licht auf der wegfallenden Medienlandschaft in Afghanistan, die seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 stark eingeschränkt ist. Tatsächlich belegt Afghanistan auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen Platz 178 von 180, ein dramatischer Rückfall im Vergleich zum Vorjahr, als es noch auf Platz 152 rangierte. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Taliban eine Medienlandschaft erschaffen wollen, die ausschließlich ihre eigenen Ansichten widerspiegelt, wie Associated Press berichtet.
Die Schließung von Radio Begum und andere ähnliche Vorfälle unterstreichen die Tatsache, dass seit dem Taliban-Regime Frauen systematisch vom Zugang zu Bildung und vielen Arbeitsplätzen sowie öffentlichen Räumen ausgeschlossen wurden. Journalistinnen haben unter den strengen Auflagen der Taliban besonders zu leiden, da die Medienfreiheit unter Druck steht. Die Taliban haben bei zahlreichen Gelegenheiten die Schließung von Medienunternehmen und die Festnahme von Journalisten angeordnet, was zu einer beunruhigenden Atmosphäre für die Presse in Afghanistan führte, wie in Ostsee-Zeitung dokumentiert.
In diesem angespannten Umfeld sind Frauenradios entscheidend für die Aufklärung und Bildung von Frauen und Mädchen. Radio Begum bestätigte, dass es die Erlaubnis zum Senden erhalten hat, obwohl die Talibanstiftung keine detaillierten Informationen zu den Auflagen veröffentlichte. Der Sender hat sich verpflichtet, in Übereinstimmung mit den Prinzipien des Journalismus sowie den Vorschriften des Islamischen Emirats Afghanistan zu arbeiten. Dennoch bleibt die Frage, wie lange diese angepasste Medienfreiheit bestehen kann und inwieweit die Taliban tatsächlich ein offeneres Mediensystem zulassen werden.