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Ehemalige RAF-Terroristin zieht in Neubrandenburg eine düstere Bilanz

Silke Maier-Witt, ehemalige RAF-Terroristin, reflektiert über ihr Leben und ihre Taten in der DDR. Ihre Autobiografie beleuchtet Radikalisierung und Reue. Lesung am 25. Februar 2025 in Neustrelitz.

Silke Maier-Witt, früher unter dem Namen Sylvia Beyer bekannt, war eine prominente RAF-Terroristin, die in den 1990er Jahren in der DDR untertauchte. Ihre Lebensgeschichte ist durchdrungen von Radikalisierung und Gewalt, doch sie hat sich in den letzten Jahren bemüht, ihre Taten zu reflektieren und aufzuarbeiten. In ihrer Autobiografie „Ich dachte, bis dahin bin ich tot“ untersucht sie den Prozess, der sie in den Terrorismus führte, und beschreibt die prägenden Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Sie lebte seit 1988 in Neubrandenburg, wo sie nach mehreren Aufenthalten in anderen Städten wie Hoyerswerda und Erfurt eine neue Identität suchte. Am 6. Juni 1990 wurde ihre Freundin und Mitstreiterin Susanne Albrecht in Ostberlin verhaftet. Dies war der Beginn eines Wendepunkts in ihrem Leben, der schließlich zu ihrer eigenen Verhaftung führen sollte.

Maier-Witt arbeitete damals im VEB Pharma in Neubrandenburg als Übersetzerin. Ihre Rückkehr zu einem „normalen“ Leben war jedoch nur von kurzer Dauer. Am 18. Juni 1990 wurde sie während der Arbeit festgenommen, nachdem sie zuvor mit schwedischen Investoren am Flughafen Berlin-Schönefeld gewesen war. An diesem Tag wurde auch Henning Beer, ein weiterer RAF-Terrorist, verhaftet. Beide gehörten zu einer Gruppe von zehn RAF-Aussteigern, die in der DDR untergetaucht waren. Die Vergangenheit, geprägt von Gewalt und Verbrechen, holte sie ein.

Reflexion über eine radikale Vergangenheit

In ihrem Buch reflektiert Maier-Witt über die Umstände, die sie und andere in die RAF führten. Die 68er-Bewegung, die Wut auf die NS-Vergangenheit, die Notstandsgesetze und der Vietnamkrieg sind zentrale Elemente ihrer Biografie. Sie beschreibt ihre schwierige Kindheit, den Tod ihrer Mutter und die Desinteresse ihres Vaters an seiner eigenen Geschichte als Schlüsselmomente ihrer Radikalisierung. In der RAF sah sie sich als Teil einer Sache, die sie für richtig hielt und die ihr ein Gefühl von Identität gab. „Die Terrorgruppe bot ihr einen Identitätsraum“, so die Einschätzung von Experten. Auch die brutale Entführung von Hanns Martin Schleyer, an der sie beteiligt war, stellt einen Wendepunkt in ihrem Leben dar.

Während ihrer Haft verarbeitete sie ihre Taten und die mit ihnen verbundenen Reuegefühle. Maier-Witt äußerte sich in Interviews und Dokumentationen über ihre Zeit in der RAF, in denen sie um Verzeihung bat und die Opfer ihrer Taten, wie etwa Jörg Schleyer, nicht vergisst. Sie hat den Wunsch geäußert, anderen RAF-Gefangenen ihre Beweggründe zu erklären und kämpft weiterhin mit ihrer Vergangenheit.

Der Rechtsstaat und die RAF

Die Taten von Maier-Witt und ihren Komplizen stehen im Kontext des politischen Terrorismus, der die Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren herausforderte. Die RAF führte eine Reihe von Anschlägen und Geiselnahmen durch, die als Angriffe auf den deutschen Rechtsstaat verstanden wurden. In dieser Zeit war die Auseinandersetzung zwischen dem Staat und seinen Gegnern zentral. Der Rechtsstaat wurde durch neue Gesetze und Maßnahmen herausgefordert, die darauf abzielten, den Terrorismus zu bekämpfen und gleichzeitig die grundlegenden Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit zu wahren. Maßnahmen wie die Einführung von § 129 a StGB zeigen die Reaktionen des Staates auf die Bedrohung durch die RAF und die Herausforderungen, denen er gegenüberstand.bpb beschreibt die Veränderungen, die durch die Ereignisse des „Deutschen Herbstes“ in den rechtstaatlichen Prinzipien eingetreten sind, und thematisiert die schwierige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit.

Silke Maier-Witts Lesung zur Buchvorstellung in Neustrelitz am 25. Februar 2025 ist bereits ausverkauft, was auf das große Interesse an ihrer bewegenden Lebensgeschichte und den darin enthaltenen Einsichten hindeutet. Ihre Autobiografie widmet sich nicht nur ihrer Vergangenheit, sondern auch der Suche nach einem Weg zur Versöhnung mit ihr selbst und der Gesellschaft.

Maier-Witt hat sich dazu entschlossen, Verantwortung zu übernehmen, und ist damit Teil einer Diskussion, die weit über ihre Person hinausgeht. Die Reflexion über ihren Lebensweg könnte wichtige Perspektiven für die Auseinandersetzung mit den Themen Terrorismus, Radikalisierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft bieten und ist ein Schritt in Richtung Aufarbeitung einer komplexen Geschichte, die noch immer in den Köpfen vieler Menschen präsent ist.

Referenz 1
www.nordkurier.de
Referenz 2
www.deutschlandfunkkultur.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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