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Löwensenf verlässt Düsseldorf: 300 Jahre Senf-Tradition gehen zu Ende!

Nach über 100 Jahren in Düsseldorf verlagert das Traditionsunternehmen Löwensenf seine Produktion nach Erfurt. Grund sind aktuelle Herausforderungen und die Suche nach modernen Produktionsbedingungen.

Das traditionsreiche Unternehmen Löwensenf, das seit über einem Jahrhundert in Düsseldorf ansässig ist, wird seine Produktion am Standort Düsseldorf einstellen. Der Mutterkonzern Develey Senf & Feinkost hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass die gesamte Produktion künftig in Erfurt, Thüringen, stattfinden wird. Die Entscheidung markiert das Ende einer fast 300-jährigen Senf-Tradition in Düsseldorf, die mit der Gründung der ersten Senffabrik Deutschlands im Jahr 1726 durch ABB Bergrath ihren Anfang nahm.

Löwensenf, gegründet 1903 und seit 1918 am Rhein, übernahm in den 1960er-Jahren die Fabrik von ABB Bergrath. Geschäftsführer Stefan Durach wies darauf hin, dass die Entscheidung zur Verlagerung schwer fiel, insbesondere aufgrund der lange Tradition des Unternehmens in Düsseldorf. Die Gründe für den Standortwechsel sind vielfältig: Fehlende langfristige Entwicklungsperspektiven, räumliche und bauliche Gegebenheiten sowie die steigenden Anforderungen an eine moderne und nachhaltige Lebensmittelproduktion wurden als Hauptfaktoren genannt. Der hochmoderne Standort in Erfurt fertigt bereits diverse Produkte der Develey-Gruppe.

Auswirkungen auf die Mitarbeiter

Die Verlagerung hat direkte Auswirkungen auf die 54 Mitarbeiter in Düsseldorf, von denen 40 in der Produktion und 14 in der Verwaltung tätig sind. Es ist unklar, wie die Zukunft dieser Mitarbeiter aussehen wird, jedoch plant Develey einen Interessensausgleich mit der Arbeitnehmervertretung. Details zu den konkreten Plänen sollten in der kommenden Woche folgen. Aktuell stehen die Mitarbeiter vor der Unsicherheit, wann die Produktion genau enden wird, da der Mietvertrag für die Düsseldorfer Fabrik bis Ende 2026 läuft.

Bereits seit 2017 gab es Gerüchte über eine mögliche Standortverlagerung, die damals durch Verhandlungen mit dem Flughafen als Vermieter angestoßen wurden. Löwensenf stellte zuletzt über 6.000 Tonnen Senf pro Jahr in Düsseldorf her. Die Entscheidung zum Umzug wirft Fragen auf, insbesondere da Düsseldorf einst für die Senfproduktion bekannt war und die Übernahme der ABB-Fabrik einen wichtigen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte darstellt.

Die Situation auf dem Senfmarkt

Parallel zur Schließung des Düsseldorfer Standorts steht die gesamte Senfproduktion in Deutschland vor Herausforderungen. Laut einem Bericht könnte es in Deutschland bereits seit Herbst 2022 zu einer Senfknappheit kommen. Fast 80% der importierten Senfsaaten stammen aus Russland und der Ukraine, was die Rohstoffverfügbarkeit stark beeinträchtigt. Markus Weck, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, warnt vor einer sich verschärfenden Verknappung in den kommenden Wochen und Monaten.

Die regionalen Anbaukapazitäten in Deutschland sind begrenzt, sodass die Hersteller zunehmend auf teurere kanadische Senfkörner zurückgreifen müssen. Im Jahr 2020 importierte Deutschland 38.320 Tonnen Senfkörner, wobei der Großteil aus Russland und der Ukraine stammte. Die Unsicherheiten auf dem Markt könnten die Senfproduktion weiter belasten, was für Unternehmen wie Löwensenf zusätzliche Schwierigkeiten mit sich bringen könnte. Löwensenf will jedoch laut Unternehmensangaben an seiner Rezeptur festhalten, die somit unverändert bleibt.

Referenz 1
www.derwesten.de
Referenz 2
www1.wdr.de
Referenz 3
www.berliner-zeitung.de
Quellen gesamt
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