
Die Grenzen der Vereinigten Staaten sind für viele Asylsuchende unüberwindbar geworden. Angelica Delgado, eine 23-Jährige aus Kuba, floh im vergangenen Dezember mit einem One-Way-Ticket nach Mexiko, um dort Asyl zu beantragen. Entschieden hatte sie sich für diesen Weg, nachdem die restriktiven Asylpolitik unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump die Einreisebarrieren deutlich erhöht hatte. Infolge dieser restriktiven Regelungen haben viele Migranten, die ursprünglich in die USA wollten, ihre Pläne aufgegeben oder auf Eis gelegt und suchen jetzt Schutz in Mexiko.
Die Veränderung in der Migrationsdynamik ist bemerkenswert. Im Januar 2024 stieg die Zahl der Asylsuchenden in Mexiko im Vergleich zum Vorjahr um das Dreifache. Diese Entwicklung wird von Andrés Ramírez, dem ehemaligen Direktor der Mexikanischen Kommission für Flüchtlingshilfe (COMAR), bestätigt. Er betont, dass die restriktiven US-Politiken viele dazu bewegen, internationalen Schutz in Mexiko zu suchen. Viele Migranten aus Kuba, Venezuela, Haiti und Afghanistan haben sich vor den Büros der Flüchtlingsbehörde in Mexiko-Stadt versammelt, um ihre Anträge einzureichen und ihre Schicksale zu besprechen.
Migranten und ihre Herausforderungen
Angelica Delgado und ihr Partner hatten auf einen legalen Weg in die USA gehofft, entschieden sich jedoch gegen die Inanspruchnahme eines Schleusers. Da ihre kubanischen Abschlüsse in Mexiko nicht anerkannt werden, arbeitet Delgado als Tellerwäscherin, während sie auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag wartet. Die Verarbeitung von Asylanträgen in Mexiko ist jedoch begrenzt; lediglich einige Hundert Anträge können täglich bearbeitet werden. Trotz dieser langsamen Abläufe ist die Zahl der Asylanträge im Land von 1.295 im Jahr 2013 auf einen Rekord von 140.982 im Jahr 2023 gestiegen. Für 2024 wird zu erwarten sein, dass die Zahl auf etwa 78.975 sinkt.
Venezolanische Migranten sind besonders stark betroffen. Rund acht Millionen Venezolaner haben in den letzten Jahren aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Krise in ihrer Heimat das Land verlassen. Harry Luzardo, ein venezolanischer Asylbewerber, sagt, dass das Leben in Mexiko für ihn eine Verbesserung im Vergleich zu seinem vorherigen Aufenthalt in Ecuador und Chile darstellt. Luzardo, der vor vier Jahren aus Venezuela floh, sieht Mexiko mittlerweile als eine Art Plan B, nachdem er ursprünglich die USA als Ziel favorisiert hatte.
Politische Implikationen und Migrationstrends
Die Veränderungen in der Migrationspolitik der Vereinigten Staaten, zusammen mit der anhaltenden Gewalt und Armut in den Herkunftsländern der Migranten, haben zu einer Zunahme der Migration über Mexiko als Transitland geführt. Mexiko selbst hat ein kompliziertes Verhältnis zur Migration, da es sowohl Empfänger als auch Ausgangsland für Migranten ist. Die wirtschaftlichen Bedingungen und die gescheiterte Drogenpolitik haben dazu geführt, dass Mexiko zeitweise die höchste Rate an Auswanderung weltweit hatte.
Die mexikanische Regierung hat in den letzten Jahren Anstrengungen unternommen, um die Situation der Migranten zu verbessern, so etwa durch die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen zum Schutz der Rechte von Transitmigranten. Dennoch gibt es weiterhin Berichte über Gewalt und Entführungen, die Migranten während ihrer Reise durch Mexiko ausgesetzt sind. Zudem wurde trotz der rechtlichen Verbesserungen kritisiert, dass diese oft nicht ausreichend umgesetzt werden.
Die Herausforderungen für Flüchtlinge und Migranten in Mexiko sind komplex und erfordern eine umfassendere internationale Kooperation, um sowohl kurzfristige Hilfe als auch langfristige Lösungen zu finden. Die Situation von Delgado und anderen Migranten zeigt die prekäre Lage vieler Menschen, die aufgrund der aktuellen politischen und sozialen Umstände gedrängt werden, ihre Heimat zu verlassen und neue Wege zu suchen, um Sicherheit und Hoffnung zu finden.
Für viele steht der mexikanische Traum nun anstelle des amerikanischen Traums.