
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sind in vollem Gange. Aktuell wird in der dritten Verhandlungsrunde um einen Tarifabschluss für rund 192.000 Beschäftigte gerungen. Die Frist für eine Einigung läuft bis einschließlich Sonntag, und bisher konnte noch kein Ergebnis erzielt werden. Bis Samstagnachmittag, dem 15. Februar 2025, dauerten die Gespräche an, ohne dass eine Einigung in Sicht war. Damit wird die Zeit bis zur Bundestagswahl zunehmend kritisch. Sollte bis dahin kein Tarifabschluss zustande kommen, könnten als Folge Warnstreiks ab dem 1. April möglich sein, da bis Ende März eine Friedenspflicht gilt, wie ZVW berichtet.
Die EVG fordert eine Lohnerhöhung von 7,6 Prozent sowie 2,6 Prozent Zusatzgeld für Schichtarbeiter, das teilweise in freie Tage umgewandelt werden kann. Darüber hinaus setzt die Gewerkschaft auf eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027. Die Deutsche Bahn hat ihrerseits ein Angebot unterbreitet, das stufenweise Tariferhöhungen von 7,9 Prozent für Schichtarbeiter und 4 Prozent für andere Beschäftigte vorsieht, mit einer Laufzeit von 37 Monaten. Während bisherige Gespräche als konstruktiv beschrieben werden, bleiben zentrale Forderungen wie die Bonuszahlung für EVG-Mitglieder, die Laufzeit des neuen Tarifvertrags und die Sicherung der Beschäftigung bis 2027 die entscheidenden Knackpunkte in den Verhandlungen. Die EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay warnt, dass ohne einen Tarifabschluss ein Arbeitskampf drohe, wie Frankenpost hinweist.
Wirtschaftliche Herausforderungen der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn befindet sich aktuell in einer wirtschaftlich schwierigen Lage und strebt bis 2027 ein umfassendes Sanierungsprogramm an. Angesichts dieser Situation drängt die EVG auf schnelle Verhandlungen. Die Gewerkschaft zeigt sich besorgt über mögliche politische Veränderungen, insbesondere in Anbetracht der Pläne des potenziellen CDU-Kanzlers Friedrich Merz, der eine Trennung von Netz und Betrieb bei der Bahn in Erwägung zieht. Diese Unsicherheiten schaffen zusätzlichen Druck auf die Verhandlungen.
In der Vergangenheit hat die Deutsche Bahn bereits mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) einen Tarifabschluss erzielt, der nach fünf Monaten Verhandlungen zustande kam. Dieser beinhaltete ein innovatives Optionsmodell, das es Mitarbeitenden im Schichtdienst erlaubt, ihre Arbeitszeiten selbst zu gestalten. Derartige Anpassungen könnten auch einen Indikator für die Flexibilität in den aktuellen Verhandlungen mit der EVG darstellen. Darüber hinaus beinhaltet der abgeschlossene Tarifvertrag eine Friedenspflicht bis Ende Februar 2026, was für die DB-Kund:innen Planungssicherheit bedeutet, wie auf Deutsche Bahn zu lesen war.
Der Druck auf beide Seiten wächst, die verbleibende Zeit bis zur Frist ist knapp. Die EVG hat bereits eine zweitägige Sitzung des Bundesvorstands eingeplant, um die nächsten Schritte zu besprechen. Unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen wird sowohl die Branche als auch die Öffentlichkeit die Entwicklungen genau verfolgen, denn die Folgen eines Scheiterns der Gespräche könnten weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Bahnnetz haben.