
Gerhart Baum, ein bedeutender liberaler Politiker und ehemaliger Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, ist am 15. Februar 2025 im Alter von 92 Jahren verstorben. Dies wurde von seiner Ehefrau sowie der FDP-Bundestagsfraktion bestätigt. Baum hinterlässt ein Erbe, das stark mit den Werten von Freiheit, Menschenrechten und Demokratie verknüpft ist. FDP-Chef Christian Lindner äußerte seine Trauer und würdigte Baums Lebenswerk als wegweisend für die liberale Demokratie in Deutschland.
Gerhart Baum war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister und arbeitete in dieser Zeit eng mit Kanzler Helmut Schmidt zusammen. Seine politische Karriere im Bundestag erstreckte sich bis 1994. Baum war ein Verfechter von Bürger- und Menschenrechten und wurde von Henning Höne, dem Landesvorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP, als herausragender Liberaler beschrieben. Die Moderatorin Sandra Maischberger drückte Bestürzung über seinen Tod aus und betonte seinen bedeutenden Einfluss auf die deutsche Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Liberalismus und Kampf für Menschenrechte
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag widmete sich Baum weiterhin dem Schutz von Menschenrechten. Er war mehrere Jahre Leiter der deutschen Delegation bei der UN-Menschenrechtskommission. Baum engagierte sich insbesondere gegen staatliche Überwachung und war Mitinitiator von Verfassungsbeschwerden, die sich unter anderem gegen den Großen Lauschangriff und die Vorratsdatenspeicherung richteten. Sein Engagement für Freiheit blieb bis ins hohe Alter bestehen, in dem er aktiv an Talkshows und Interviews teilnahm und seine Stimme als Anwalt einbrachte.
Zuletzt war Baum mit seiner Kanzlei mit Verhandlungen über Entschädigungen für die Angehörigen der Opfer des Anschlags bei den Olympischen Spielen 1972 in München beschäftigt. In den letzten Jahren seines Lebens äußerte er besorgte Einschätzungen über den Zustand der Welt, stellte jedoch fest, dass der Kampf um westliche Werte und gegen Rechtsextremismus weiterhin notwendig sei. Baum, der von vielen als das linksliberale Gewissen der FDP betrachtet wurde, hatte sich stets gegen eine neoliberale Ausrichtung innerhalb seiner Partei ausgesprochen.
Kritik an der FDP und gesellschaftliches Engagement
Baum kritisierte die politische Richtung der FDP, insbesondere den Verlauf der 16-jährigen Partnerschaft mit der CDU unter Helmut Kohl, die von seinem Parteikollegen Hans-Dietrich Genscher initiiert wurde. Baum und Burkhard Hirsch vertraten den linksliberalen Flügel der FDP und äußerten Bedenken, dass die Partei wichtige Themen wie den Umweltschutz aufgegeben hatte. Rückblickend meinte er, dass die FDP, obwohl sie die Grundlagen für umweltpolitische Themen gelegt hatte, 1982 eine entscheidende Wendung zum Nachteil der grünen Agenda vollzogen hatte.
Am Ende seines Lebens erblickte Baum wachsende Gefährdungen für die Freiheit in einer Welt, in der Demokratien unter Druck standen. Dennoch blieb er optimistisch und forderte ein aktives Engagement gegen die Herausforderungen, die seine Generation und die nachfolgenden Generationen zu bewältigen hatten. Er bestand darauf, dass Deutschland über eine stabile Demokratie verfüge und dass die gesellschaftliche Spaltung nicht so gravierend sei, wie oft dargestellt. Sein Tod hinterlässt eine Riege von Erinnerungen an einen Politiker, der unermüdlich für eine liberale, gerechte Gesellschaft kämpfte.