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Neuer Markt für Atzel: 600 Bürger müssen mitmachen, um zu kaufen!

Im Stadtteil Atzel wird ein neuer Tante-Enso-Supermarkt eröffnet, doch 600 Bürger müssen Anteile erwerben. Infos zur Bürgerversammlung am 18. Februar und zur Anteilseignerschaft!

Im Stadtteil Atzel in Landstuhl, wo seit der Schließung des Wasgau-Markts im Mai 2015 aufgrund sinkender Umsätze kein Supermarkt mehr existiert, hat die Stadtverwaltung einen innovativen Plan entwickelt. Stadtbürgermeister Mattia De Fazio hat die Initiative zur Ansiedlung von Tante Enso ins Leben gerufen, ein neuartiges Konzept, das den Bedürfnissen ländlicher Regionen gerecht werden soll. Der ehemalige Markt wird dabei in einem verkleinerten Rahmen von 250 Quadratmetern als modernes Einkaufen neu gestaltet.

Tante Enso kombiniert die Vorteile eines traditionellen Tante-Emma-Ladens mit der Flexibilität eines Online-Supermarkts. Das Konzept sieht vor, dass die Geschäfte etwa 20 Stunden pro Woche mit Personal geöffnet sind, während die Kunden rund um die Uhr über Selbstcheckout-Kassen einkaufen können. Das geplante Sortiment umfasst rund 3.500 Artikel, darunter frische Lebensmittel, und ermöglicht es den Bewohnern, aktiv Einfluss auf die Produktpalette sowie die Öffnungszeiten zu nehmen. Um das Projekt ins Leben zu rufen, müssen jedoch 600 der 3150 Einwohner über 18 Jahren Anteile im Wert von je 100 Euro erwerben.

Bürgerversammlung und Anteile

Zur Förderung dieser Initiative hat die Stadt alle Bürger angeschrieben und ein erklärendes Video produziert. Eine Bürgerversammlung, die für den 18. Februar angesetzt ist, soll weitere Details klären. Dort haben die Anwohner die Möglichkeit, Informationen zu erhalten und Fragen zu stellen. Nach der Versammlung haben die Bürger vier Wochen Zeit, um die erforderlichen Anteile zu erwerben. Die verkaufte Anzahl der Anteile wird wöchentlich auf der Webseite der Verbandsgemeinde veröffentlicht.

Die Einträge sind künd- und vererbbar und bieten den Anteilseignern Vorteile wie Einkaufsguthaben und Gutschriften. Im Falle eines Scheiterns des Projekts erhalten die Teilnehmer ihr Investment von 100 Euro zurück. Paten der Aktion stehen für Sprechstunden zur Verfügung, um Vertrauen zu schaffen und den Prozess zu unterstützen. Eine Beitrittserklärung zur Anteilseignerschaft kann online über die Website www.tanteenso.de eingereicht werden.

Das Modell Tante Enso im ländlichen Raum

Tante Enso ist nicht nur in Atzel aktiv; das Konzept wird auch in anderen ländlichen Gemeinden in Deutschland umgesetzt, wie zum Beispiel in Görzig, Abtsdorf und Großlehna. Hier wird deutlich, dass das supermarktförmige Modell den Rückzug von Lebensmittelläden aus ländlichen Gebieten adressiert. Diese Entwicklung ist alarmierend, da zwei Drittel der Bewohner ländlicher Regionen mehr als 1000 Meter oder 15 Minuten Fußweg zu ihrem nächsten Lebensmittelgeschäft haben.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat die zunehmenden Schwierigkeiten in der Nahversorgung in ländlichen Räumen dokumentiert. Besonders kleine Lebensmittelgeschäfte, die bis 400 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten, verlieren an Bedeutung, während große Supermarktketten und Online-Handelsangebote zunehmen. Diese Entwicklungen verschärfen die Herausforderung für Bevölkerungsgruppen, die auf Mobilität angewiesen sind, etwa ältere Menschen oder Familien ohne eigenen Pkw.

Die Resonanz auf das Modell Tante Enso ist bislang positiv, wie Berichten aus anderen Orten zeigen. Kunden schätzen den geringeren Aufwand für Fahrten und die unmittelbare Nähe zum Markt. Es scheint, dass die Bürger in Atzel nun die Chance haben, durch ihre eigene Mitgestaltung das Einkaufen in ihrer Region neu zu definieren.

Referenz 1
www.rheinpfalz.de
Referenz 2
www.mdr.de
Referenz 3
www.bmel.de
Quellen gesamt
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