
Die aktuelle Prognose der Forschergruppe Euroconstruct zeigt einen dramatischen Rückgang im deutschen Wohnungsbau. Laut den Schätzungen werden im Jahr 2022 etwa 250.000 neue Wohnungen fertiggestellt, gefolgt von 205.000 im Jahr 2023. Bis 2027 soll diese Zahl auf nur noch 165.000 sinken. Damit droht Deutschland, mit einem erwarteten Rückgang von 44% im Zeitraum von 2023 bis 2027, das Schlussslicht in Europa zu werden. Österreich folgt mit einem Rückgang von 37,3% und zeigt damit, dass auch andere westeuropäische Länder in einer ähnlichen Situation sind. Eine Erholung des Wohnungsmarktes ist erst ab 2026 zu erwarten, wie zvw.de berichtet.
Der Ifo-Experte Ludwig Dorffmeister betont, dass hohe Baukosten in Deutschland eine rasche Marktbelebung verhindern. Die Skepsis ist groß, insbesondere da Großbritannien Deutschland möglicherweise bis 2027 mit geschätzten 210.000 neuen Wohnungen überholen könnte, obwohl das Land 15 Millionen Einwohner weniger hat. Diese Entwicklung wird als alarmierend eingestuft vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.
Europäische Trends im Wohnungsbau
Im Jahr 2025 wird die Anzahl der in Europa fertiggestellten Wohnungen auf dem niedrigsten Stand seit 2015 erwartet. Insgesamt werden etwa 1,5 Millionen Wohnungen in Europa entstehen, was einen Rückgang von 5,5% im Vergleich zu 2024 darstellt. Der Wohnungsbau in Deutschland zeigt eine negative Tendenz, mit Prognosen, die für 2026 im ungünstigsten Fall nur 175.000 neue Wohnungen vorsehen, was einem weiteren Rückgang von 15% entspricht. Diese Informationen wurden ebenfalls von baulinks.de bestätigt.
Im Gegensatz dazu erholen sich die Märkte in den nordischen Ländern. So wird für Schweden ein Anstieg von 12% bis 2025 und für Dänemark sogar ein Anstieg von 28% bis 2026 erwartet. Finnland und Norwegen zeigen ebenfalls positive Trends, mit Zuwächsen von 23% beziehungsweise 13%. In Polen ist ein Anstieg des Wohnungsbaus von 10% prognostiziert.
Aussichten für die Bauwirtschaft
Die Marktdynamik zeigt eine besorgniserregende Situation für Bau- und Kaufwillige. Trotz der angedeuteten Erholung in anderen europäischen Ländern wird auch im deutschen Markt eine nachhaltige Belebung erst ab 2026 erwartet, mit jährlichen Zuwachsraten unter 4%. Dies wird insbesondere durch öffentliche Investitionen und langfristige Infrastrukturprojekte, die den Tiefbau in Europa ankurbeln, unterstützt, wie ifo.de beschreibt.
Die schwierige Finanzlage öffentlicher Kassen zwingt allerdings viele Länder zu Sparmaßnahmen, während ein akuter Arbeitskräftemangel und gestiegene Baukosten den Tiefbau weiter hemmen. Obwohl im Tiefbau ein Wachstum ab 2025 vorhergesagt wird, wird das geschätzte Wachstum bis 2027 auf nur 1,5% zurückgehen, verglichen mit 2,5% im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2024.
Die aktuelle Lage im Wohnungsbau ist sowohl für Deutschland als auch für viele europäische Nachbarländer besorgniserregend. Die Herausforderung, hochwertige und bezahlbare Wohnungen zu schaffen, bleibt eine der größten Aufgaben der kommenden Jahre.