
Die Commerzbank steht vor weitreichenden Veränderungen, die vor allem die Beschäftigten betreffen werden. Losgelöst von den aktuellen Marktentwicklungen muss sich die Bank vor allem gegen das wachsende Übernahmeinteresse durch die italienische Unicredit positionieren. Wie Merkur berichtet, plant die Commerzbank den Abbau von bis zu 4.000 Arbeitsplätzen, was etwa 10% der insgesamt 42.000 Stellen ausmacht. Der Abbau soll dazu dienen, Kosten zu senken und die Eigenständigkeit der Bank zu stärken.
Die Bankleiterin Bettina Orlopp nimmt eine zentrale Rolle in diesen Umstrukturen ein. Nach dem überraschenden Erwerb von 9% der Commerzbank-Anteile durch Unicredit steht sie unter Druck und versucht aktiv, die Übernahme zu verhindern. Um dies zu erreichen, setzt sie auf ehrgeizige Gewinne, die bis 2027 auf über drei Milliarden Euro gesteigert werden sollen. Die aktuellen Geschäftszahlen zeigen eine positive Entwicklung: Im Januar meldete die Commerzbank einen Gewinn von knapp 2,7 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 20% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Strategische Neuausrichtung
Am Donnerstag wird Commerzbank ihre neue Strategie und Details zur Bilanz 2024 vorstellen. Der Aufsichtsrat hat eine Sitzung einberufen, um den Stellenabbau zu erörtern, der als evolutionär statt radikal beschrieben wird. Dieses Strategieprogramm wurde 2023 veröffentlicht und soll zeigen, dass die Commerzbank als eigenständiges Institut bestehen kann. Fighter für die neue Strategie ist auch die von der Bank geplante Erhöhung der Dividende von 35 auf 65 Cent pro Aktie.
Einer der Gründe für die Umstrukturierungen ist das Interesse von Unicredit an einer Übernahme. Unicredit kontrolliert mittlerweile etwa 28% der Commerzbank-Anteile und hat angekündigt, dass eine Akquisition fast zwei Jahre in Anspruch nehmen könnte. Laut Die Presse zeigen Aufsichtsratsmitglieder, der Betriebsrat und die deutsche Regierung eine klare Abneigung gegenüber einer Übernahme, während einige Investoren sich für Gespräche öffnen.
Auswirkungen der Technologie auf den Arbeitsmarkt
Der Stellenabbau steht im Kontext einer breiteren Transformation in der Finanzbranche, die auch durch technologische Fortschritte geprägt ist. Künstliche Intelligenz (KI) findet zunehmend Anwendung im Finanzsektor, wie eine Analyse von Handelsblatt zeigt. KI könnte bis 2035 als unverzichtbare Technologie angesehen werden, mit möglichen Änderungen in den Jobprofilen, die auf rund 3 Millionen Berufswechsel in Deutschland hinauslaufen können.
Die Auswirkungen dieser Trends auf die Beschäftigten sind besorgniserregend. Zwar berichten 80% der KI-Nutzer von einer Verbesserung ihrer Arbeitsleistung, doch haben 19% der Beschäftigten im Finanzsektor Sorge um mögliche Arbeitsplatzverluste. Der demographische Wandel in Deutschland könnte zusätzlich zu einem Fachkräftemangel führen, was die Bedeutung von strategischen Veränderungen in der Commerzbank weiter unterstreicht.
Der bevorstehende Kapitalmarkttag wird entscheidend dafür sein, ob und wie diese Maßnahmen umgesetzt werden und welche Perspektiven den betroffenen Mitarbeitern bleiben.