
Russland steht im Mittelpunkt internationaler Aufmerksamkeit, nachdem es infolge des Ukraine-Kriegs vom Eurovision Song Contest (ESC) ausgeschlossen wurde. Aus diesem Grund hat Kremlchef Wladimir Putin eine eigene internationale Musikshow unter dem Namen „Intervision“ angekündigt, die als Alternative zum ESC fungieren soll. Laut tz.de haben mehr als 20 Länder bereits ihre Teilnahme an diesem Event bestätigt. Zu den positiven Rückmeldungen gehört auch die von Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der die hohe Anzahl der Teilnehmer lobte.
„Intervision“ soll die Möglichkeit bieten, musikalische Traditionen ohne die entsprechende Zensur zu präsentieren. Eine der markantesten Aussagen in diesem Zusammenhang war Lawrows Hinweis darauf, dass bei der Veranstaltung keine „Perversionen und Verhöhnungen der menschlichen Natur“ stattfinden würden. Dies ist ein starkes Indiz für die Haltung der russischen Regierung gegenüber LGBTQ+-Themen, die im Kontext des ESC, bekannt für seine bunten und diversen Darstellungen, im krassen Gegensatz zu dem steht, was in Russland propagiert wird.
Intervision als kulturelles Gegenprojekt
Die Rückkehr des Intervision Song Contests, der von 1965 bis 1980 stattfand, wird als eine ideologische Gegenüberstellung zum ESC positioniert. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete bereits am 3. Februar ein Dekret zur Wiederbelebung des Wettbewerbs. Die Veranstaltung wird in diesem Herbst in Moskau erwartet und hat das Ziel, „internationale kulturelle und humanitäre Zusammenarbeit“ zu fördern, so euronews.com.
Die Senatorin Liliya Gumerova betonte, dass „Intervision“ echte Musik fördern und falsche Werte ablehnen werde. Zu den bestätigten Teilnehmern zählen neben Russland Länder wie China, Brasilien und Saudi-Arabien sowie mehrere Ex-Sowjetrepubliken. Trotz der Herausforderungen, die die internationale Isolation Russlands mit sich bringt, schlägt der Kreml vor, dass fast 20 Länder an dem Wettbewerb teilnehmen könnten, einschließlich aller BRICS- und CIS-Mitglieder.
Einblick in die rechtliche Lage und gesellschaftliche Ansichten
Mit der Schaffung von „Intervision“ korreliert die politische Strategie Russlands, die stark von einem autoritären Konservatismus geprägt ist. In diesem Kontext wird die LGBTQ+-Community als Bedrohung für die so genannten traditionellen Werte betrachtet. bpb.de berichtet, dass die Rechte von nicht-heterosexuellen Minderheiten in Russland rigoros eingeschränkt sind. Dies zeigt sich in mehreren Gesetzen, die verschiedene Aspekte der LGBTQ+-Existenz unterdrücken.
Seit der Einführung eines Gesetzes im Jahr 2022, das die „Propaganda für nicht traditionelle sexuelle Beziehungen“ untersagt, ist die öffentliche Darstellung von Homosexualität quasi unmöglich geworden. Verstöße gegen dieses Gesetz können zu hohen Geldstrafen und sogar zur Abschiebung für Ausländer führen. Diese repressiven Maßnahmen haben dazu geführt, dass Diskriminierung und Hassverbrechen gegen die LGBTQ+-Community seit 2014 zugenommen haben.
Trotz dieser repressiven Atmosphäre zeigen Umfragen, dass über die Hälfte der jüngeren Generation in Russland positive Einstellungen gegenüber der LGBTQ+-Community hat. Dies zeigt, dass in der Gesellschaft, speziell unter jungen Menschen, ein Wandel in den Ansichten stattfindet, auch wenn die staatliche Zensur weiterhin stark prävalent ist.