
Am 11. Februar 2025 fand in Riesa der AfD-Bundesparteitag statt, auf dem Alice Weidel einstimmig zur Kanzlerkandidatin gewählt wurde. Welt.de berichtet, dass dies eine Premiere in der Geschichte der AfD darstellt, da erstmals eine Frau für den höchsten politischen Posten innerhalb der Partei nominiert wurde. Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, bezeichnete Weidel als „zukünftige Kanzlerin“ und unterstrich damit die Ambitionen der Partei, die Regierungsverantwortung nach der bevorstehenden Bundestagswahl zu übernehmen.
Weidel, eine markante Figur innerhalb der AfD, hielt eine Rede, die durch lautstarke Proteste von Grünen-Mitgliedern gestört wurde. Trotz der Störungen begegnete Weidel den Zwischenrufen mit humorvollen Kommentaren. In ihrer Rede skizzierte sie ehrgeizige Maßnahmen für die ersten 100 Tage nach einer möglichen Regierungsübernahme. Dazu zählen der Abriss aller Windräder, die Wiederinbetriebnahme funktionsfähiger Kernkraftwerke, längere Laufzeiten für Kohlekraftwerke und die Wiederbeziehung von russischem Gas über die Nordstream-Pipeline. Auch ein drastischer Kurswechsel in der Migrationspolitik steht auf ihrer Agenda, inklusive der Schließung der Grenzen und der Rückführung von Migranten in großem Stil, was sie als „Remigration“ bezeichnete.
Politische Unruhe und Proteste
Die Atmosphäre beim Parteitag war von Spannungen geprägt. Laut Schätzungen der Organisatoren versammelten sich rund 12.000 Demonstranten, während die Polizei die Zahl auf etwa 10.000 bezifferte. Die Proteste führten zu einem über zweistündigen Verzug des Parteitags. Während die Situation am Nachmittag als „ruhig“ beschrieben wurde, waren sechs Einsatzkräfte leicht verletzt worden. Weidel bezeichnete einige Protestteilnehmer als „rot lackierte Nazis“, was die konfrotative Stimmung weiter anheizte.
Die Sicherheitskräfte waren gezwungen, Weidels Konvoi von einem „linken, gewaltbereiten Mob“ zu befreien. Das Wahlprogramm der AfD soll bis Samstagabend beschlossen werden; ein weiterer zentraler Punkt auf der Agenda ist die umstrittene Auflösung und Neugründung der Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA).
Ein Blick in die Geschichte der AfD
Die AfD (Alternative für Deutschland) wurde 2013 als eurokritische Partei gegründet. Die Entstehung war stark beeinflusst von der Finanzmarktkrise 2010 und der darauf folgenden Krise der Europäischen Währungsunion. Ursprünglich liberal-konservativ und eurokritisch ausgerichtet, entwickelte sich die Bewegung ab 2014 zu einer rechtspopulistischen und rechtsextremen Partei. Historisch geht die Vorgeschichte der AfD bis zum Maastrichter Vertrag von 1992 zurück, als Euro-Gegner die „Bund Freier Bürger“ gründeten.
Bernd Lucke, Konrad Adam und Alexander Gauland gehörten zu den zentralen Gründungsmitgliedern der AfD. Der Gründungsparteitag fand am 13. April 2013 statt, und die Partei verfehlte bei der Bundestagswahl 2013 nur knapp den Einzug in den Bundestag. Die anschließende Europawahl 2014 brachte der AfD 7,1 Prozent der Stimmen und mehrere Mandate im Europaparlament ein.
In den folgenden Jahren verschob sich die innerparteiliche Ausrichtung, insbesondere nach der Flüchtlingskrise 2015, wobei Migrationskritik zum zentralen Thema der AfD wurde. Die Partei ist mittlerweile in elf von 16 Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet, was ihre zunehmend umstrittene Rolle in der deutschen Politik verdeutlicht. Aktuell liegt die AfD in den Umfragen bei etwa 20 Prozent und behauptet sich als zweitstärkste Kraft hinter der Union.