
In Heidenheim sind die Verhandlungen zwischen der TDK Electronics AG und der IG Metall über den geplanten Abbau von 300 Arbeitsplätzen gescheitert. Dies wurde offiziell am vergangenen Donnerstag bekanntgegeben, als die Parteien den gescheiterten Dialog erklärten. Der Geschäftsführer von TDK, Thomas Dörken, betonte, dass ein faires Angebot an die Beschäftigten unterbreitet wurde und die Firma den Forderungen der Arbeitnehmerseite entgegengekommen sei. Trotz dieser Aussagen bleibt die Sorge unter den Mitarbeitern groß, da rund 80 Beschäftigte ihre Ängste und Sorgen in den Verhandlungen laut äußerten.
Die angekündigte Schließung von drei der insgesamt 21 Fertigungslinien und die Verlagerung von elf dieser Linien nach China und Ungarn hat bereits im März 2024 für Aufregung gesorgt. Der Abbau der Stellen soll in den Jahren 2025 und 2026 erfolgen, und damit stehen über 50% der derzeit 540 Arbeitsplätze in Heidenheim zur Disposition. IG Metall hat reagiert und ein Info-Institut beauftragt, die Notwendigkeit der geplanten Maßnahmen zu untersuchen. Viele Beschäftigte sind besorgt über die Folgen für ihre Familien und Existenzen.
Einigungsstelle soll Lösung finden
Im Bemühen um einen Kompromiss haben die beteiligten Parteien beschlossen, eine Einigungsstelle mit neutralem Vorsitz einzurichten, um eine Lösung zu erarbeiten. Beide Seiten hoffen auf eine schnelle Einigung, idealerweise innerhalb von vier Wochen. IG Metall hatte ein Alternativkonzept vorgelegt, welches den Stellenabbau auf rund 50 Beschäftigte beschränkt hätte. Dieses wurde jedoch von TDK abgelehnt, was die Verhandlungen zusätzlich kompliziert.
Die Betriebsratsvorsitzende Marion Beylschmidt äußerte sich entsetzt über die Entscheidung der Geschäftsleitung, die IG Metall und den Betriebsrat nicht ausreichend in die Planungen einzubeziehen. Auch Tobias Bucher, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, kritisierte, dass die Geschäftsleitung nicht genug unternommen habe, um zukunftsfähige Produkte in Heidenheim zu sichern.
Kontext des Arbeitsmarktes
Der Fall bei TDK ist nicht einzigartig; viele führende Unternehmen in Deutschland und weltweit führen Stellenabbau durch, trotz eines signifikanten Fachkräftemangels. SAP plant, 8.000 Stellen abzubauen, während Bosch 1.200 Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren reduzieren will. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Notwendigkeit für Unternehmen, sich an veränderte Marktbedingungen und den Druck, klimafreundlicher zu wirtschaften, anzupassen. Die Digitalisierung und neue Anforderungsprofile in der Industrie verschärfen die Situation weiter.
Ein von Enzo Weber, einem Experten des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, angeführter Bericht stellt fest, dass die Entlassungen im langfristigen Vergleich niedrig sind, jedoch spezifische Fachkräfte nicht mehr benötigt werden, etwa solche, die auf Verbrennermotoren spezialisiert sind. Derzeit entsteht Bedarf an Arbeitskräften für Elektrofahrzeuge, was die Herausforderung für viele Arbeitnehmer, einschließlich der bei TDK, zusätzlich erhöht.
Um der kritischen Lage am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, haben Unternehmen wie Covestro, Henkel und Bosch eine „Allianz der Chancen“ gegründet, um Umschulungen anzubieten. In Anbetracht der demografischen Herausforderungen in den kommenden Jahren, die bis zu sieben Millionen fehlende Arbeitskräfte bis 2035 prognostizieren, ist schnelles Handeln gefragt, um die Belegschaft für neue, grüne Industrien zu qualifizieren.