
Die humanitäre Krise im besetzten Westjordanland hat sich infolge intensiver israelischer Militäroperationen dramatisch verschärft. Laut einem Bericht der Al Jazeera wurden seit Januar 2025 etwa 40.000 Palästinenser aus dem nördlichen Westjordanland zwangsumgesiedelt. Diese Zwangsvertreibungen sind Teil einer umfassenden militärischen Offensive, die am 21. Januar begann und als die längste im Westjordanland seit der zweiten Intifada beschrieben wird.
Die Vereinten Nationen berichten von mindestens 44 Todesfällen, die mit den jüngsten Operationen in städtischen Gebieten wie Jenin, Tulkarem und Tubas in Verbindung stehen. Diese Entwicklungen haben zu einem alarmierenden Anstieg der Vertreibungen geführt, wobei zahlreiche Flüchtlingslager, darunter Jenin, Tulkarem, Nur Shams und Far’a, inzwischen „nahezu leer“ sind. Diese Lager beherbergten zuvor etwa 76.600 Flüchtlinge, die nun in akuter Gefahr leben.
Wachsende militarisierte Präsenz
Die israelischen Streitkräfte haben in den vergangenen Wochen massive Razzien durchgeführt. Durch diese Einsätze, die auch Hauszerstörungen umfassen, ist die zivile Infrastruktur stark betroffen. Berichten zufolge sind viele dieser Flüchtlingslager unbewohnbar geworden, was die humanitäre Situation der dortigen Bevölkerung weiter verschärft. UNRWA, die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge, hebt hervor, dass wiederholte militärische Operationen ohne gerichtliche Anordnungen zu über 60 % der Vertreibungen im Jahr 2024 geführt haben.
Die militärischen Aktionen sind nicht nur auf das Westjordanland beschränkt, sondern stellen auch eine Bedrohung für den fragilen Waffenstillstand im Gazastreifen dar. Währenddessen hat UNRWA in den letzten zwei Wochen 1,2 Millionen Menschen in Gaza mit Nahrungsmitteln versorgt, was jedoch angesichts der grassierenden humanitären Krise als unzureichend erachtet wird. Die Auswirkungen der Belagerung werden als kollektive Bestrafung bezeichnet, während der Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Wasser und medizinischer Versorgung stark eingeschränkt ist.
Politische Unruhen und Menschenrechtsverletzungen
Zusätzlich zu den militärischen Einschränkungen beobachten Beobachter eine langwierige Sicherheitskrise in Palästina, die von politischer Uneinigkeit zwischen verschiedenen Fraktionen geprägt ist. In diesem Zusammenhang wird die drohende Annexion von Teilen des Westjordanlandes als Verstoß gegen das Völkerrecht gesehen und birgt die Gefahr weiterer Menschenrechtsverletzungen. Die steigende humanitäre Notlage macht deutlich, dass die Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen und der anhaltenden Besatzung die Lebensbedingungen der Palästinenser dramatisch verschlechtern.
UNRWA hat daher erneut einen Aufruf an Israel gerichtet, die Zivilbevölkerung und zivile Infrastrukturen zu schützen. Die Organisation betont, dass kollektive Bestrafung unter keinen Umständen akzeptabel ist. In den letzten Tagen hat UNRWA jedoch den Kontakt zu israelischen Behörden verloren, was die Möglichkeit einschränkt, über das Leid der Zivilbevölkerung zu sprechen und Unterstützung zu leisten.
Die Situation bleibt angespannt, und Beobachter befürchten, dass ohne einen Wandel in der politischen und humanitären Strategie die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, weiter ansteigen wird. Laut NRC, die die humanitären Bedürfnisse der Palästinenser analysiert, stehen zahlreiche Gemeinden in Gaza vor enormen Herausforderungen, darunter eine alarmierende Arbeitslosigkeit von bis zu 80 % und eingeschränkter Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen.