
Die Abschaffung des sogenannten „Nebenkostenprivilegs“ hat weitreichende Konsequenzen für Mieter und Wohnungseigentümer. Dieses Privileg, das es Vermietern ermöglichte, Kabelgebühren für TV-Geräte sowie Internet- und Telefonanschlüsse über die Nebenkosten abzurechnen, wurde nach einer Übergangsfrist im Juli 2024 endgültig abgeschafft. Die Änderungen resultieren aus der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG), die bereits am 1. Dezember 2021 in Kraft trat. Die Entscheidung wird laut der Verbraucherzentrale mittelfristig zu sinkenden Preisen führen, da die Mieter fortan die Wahlfreiheit beim Kabelanbieter haben werden.
Vor der Reform konnten Hauseigentümer die Kosten für Kabelanschlüsse auch dann an die Mieter weitergeben, wenn diese den Anschluss nicht nutzten. Mithilfe von Sammelverträgen mit Kabelnetzbetreibern wurde eine Abrechnung über die Hausverwaltung ermöglicht. Diese Regelung galt auch für Internet- und Telefonanschlüsse. Mit der Streichung des Nebenkostenprivilegs müssen die Mieter nun selbst entscheiden, welchen Anbieter sie wählen möchten.
Finanzielle Auswirkungen für Mieter
Die Abschaffung des Privilegs hat jedoch auch finanziellen Einfluss auf bestimmte Nutzer. Mieter, die zuvor doppelt für ihren Fernsehempfang gezahlt haben, könnten von der Neuerung profitieren. Dennoch befürchten Kabelnetzbetreiber, dass viele Mieter ihre Kabelanschlüsse kündigen werden. Die Preiserhöhung für einen Kabelanschluss wird auf maximal 2 bis 3 Euro pro Monat geschätzt, während bereits gekündigte Mehrnutzerverträge für Einzelnutzer etwa 8 bis 10 Euro kosten können.
Für Wohnungseigentümer ist es wichtig zu wissen, dass die Eigentümergemeinschaft entscheidet und es ein Sonderkündigungsrecht bis zum 30. Juni 2024 gibt. Dies könnte besonders für ALG-II-Empfänger von Bedeutung sein, da sie zuvor Kabelanschlüsse nur über die Nebenkosten abgerechnet beziehen konnten. Ohne den Sammelanschluss müssen sie jedoch die Kosten eigenständig tragen.
Rechtliche Aspekte der kabelgebundenen Dienste
Zusätzlich zu den finanziellen Implikationen sind auch rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Kabelanschlüssen zu beachten. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 18. November 2021 dürfen Mieter an einem kostenpflichtigen Breitbandkabelanschluss gebunden werden. In dem Fall, der von der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs angestrengt wurde, ging es um die Frage der Kündigungsregelung in Mietverträgen, die in den meisten Fällen nicht länger als 24 Monate Laufzeit beinhalten dürfen.
Das Urteil stellte klar, dass Vermieter keine Verstöße gegen das TKG begehen, wenn sie Telekommunikationsdienste bereitstellen und die Kosten im Rahmen der Betriebskostenumlage auf die Mieter abwälzen. Diese Regelung gilt ab dem 1. Dezember 2021 zunehmend, und die Verbraucher können nach der Übergangsfrist ab dem 01. Juli 2024 mit mehr Freiheit und möglicherweise auch besseren Preisen rechnen.
Die Reform der Nebenkostenregelung ist ein Schritt hin zu mehr Wettbewerb in der Anbieterlandschaft für Kabel- und Internetdienste. Die Verbraucherzentrale zeigt sich optimistisch, dass diese Entwicklungen im Endeffekt die Preise drücken könnten. Die Zukunft bleibt spannend, da die Mieter nun die Möglichkeit haben, ihre Wünsche beim Anbieterwechsel auszuleben. Weitere Informationen zur Thematik gibt es bei op-online.de, verbraucherzentrale.de und v-g-h.de.