
Ein wesentlicher Fokus im deutschen Fußball liegt momentan auf der Optimierung der Nachwuchsleistungszentren (NLZ). Marc Dommer, der seit Oktober das NLZ des SV Werder leitet, hat klare Ziele formuliert. Er strebt an, dass jedes Jahr ein Spieler aus dem NLZ den Sprung zum Stammspieler in der Profimannschaft schafft. Dommer betont die Bedeutung einer tiefen Einarbeitung in seine neue Rolle und sieht die Notwendigkeit, neue Ideen zu implementieren, um die hohe Kompetenz in der Nachwuchsförderung weiter auszubauen. Zu den Prioritäten des NLZ gehören die Individualisierung der Spielerentwicklung und eine gemeinsame Spielidee, die durch effektive Nutzung der Trainingszeit unterstützt wird, wie der Weser Kurier berichtet.
Besonders wichtig ist Dommer auch der Einbezug von Daten, um sowohl die Spielidee als auch die individuellen Entwicklungen zu analysieren. In den letzten Monaten gab es personelle Veränderungen innerhalb des NLZ, darunter die Ernennung von Björn Schierenbeck zum Toptalente-Manager. Er sieht die erfahrenen Neuerungen nicht als Mangel, sondern als Teil von Karriereschritten und internen Entscheidungen. Für die Nachwuchsarbeit hat Dommer drei Hauptfaktoren identifiziert: Spieler-Sichtung und Talent-Identifikation, Rekrutierung und Bindung, sowie die Spieler-Ausbildung.
Innovationen im Nachwuchsbereich
Im Gegensatz zu Werder hat das NLZ des FC St. Pauli in dieser Saison den Fokus auf die individuelle Entwicklung der Spieler noch stärker ausgeweitet. Anstelle von Chef- und Co-Trainern setzen sie Mentorentrainer*innen ein, die eine jahrgangsübergreifende Ausbildung anbieten. Ziel dieser neuen Struktur ist es, dass jeder Spieler individueller betreut wird. Die Umstrukturierung der Junioren-Bundesligen ermöglicht diesem Ansatz, eine transparentere Kommunikation zwischen Trainern, Spielern und Eltern zu fördern. Das FC St. Pauli-NLZ legt besonderen Wert auf selbstgesteuertes Lernen und die Einbeziehung der Spieler in Entscheidungsprozesse, um ihre Motivation und ihr Engagement zu steigern.
Außerdem wird in den unterschiedlichen Ausbildungsbereichen eine steigende Anzahl an Trainingseinheiten pro Woche angeboten. Im Grundlagenbereich (U12/U13) finden vier Einheiten pro Woche statt, während im Aufbaubereich (U14/U15) bereits fünf Einheiten angesetzt werden. Im Leistungsbereich (U16 bis U19) wird die Zahl auf sechs Einheiten erhöht. Solche strukturierten Trainingspläne sind darauf ausgelegt, eine bessere Talententwicklung zu ermöglichen.
Faktoren der Talententwicklung
Die Entwicklung junger Talente wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, unter anderem physische, psychologische sowie soziale Aspekte, wie die Sportpsychologen erläutern. Eine ARD-Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass von über 5.700 ehemaligen U19-Spielern lediglich 3,5% in Profikadern stehen. Für die erfolgreiche Entwicklung von Talenten sind insbesondere die Trainer-Spieler-Beziehung, elterliche Unterstützung und Disziplin entscheidend. Diese sozialen Eigenschaften spielen eine kritische Rolle bei der Nutzung sportlicher Talente.
Zudem wird zunehmend erkannt, dass die Erwartungen an Nachwuchsspieler im Schulbereich oft zur Nebensächlichkeit werden, während gleichzeitig hohe Leistungen im Sport gefordert werden. In Deutschland existieren etwa 40 Eliteschulen, die eine Verzahnung von schulischen und sportlichen Anforderungen anstreben. Die Bedeutung von sozialen Prädiktoren wird immer wichtiger, wobei deren Wirkungsweise noch nicht vollständig erforscht ist.
Die Herausforderungen und Entwicklungen in den NLZs spiegeln den facettenreichen Wandel im deutschen Fußball wider, bei dem die gezielte Förderung junger Talente und deren individuelle Entwicklung stärker in den Mittelpunkt rückt. Die Initiativen von Dommer bei Werder und von St. Pauli zeigen unterschiedliche, aber gleichermaßen wichtige Ansätze, um den zukünftigen Stars des Fußballs die bestmögliche Ausbildung zu bieten.
Für mehr Informationen zu diesen Entwicklungen und Hintergründen können Sie die Berichte beim Weser Kurier, dem FC St. Pauli, und bei den Sportpsychologen nachlesen.