
Die jüngste Präsentation der Leipziger Club- und Livemusikspielstätten-Studie (CLIV) im Museum der bildenden Künste (MdbK) bietet tiefgreifende Einblicke in die Kultur- und Veranstaltungslandschaft der Stadt. Anwesend waren unter anderem Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke und Nils Fischer, der Nachtkulturbeauftragte. Die Studie, die Clubs und Livemusikspielstätten mit einer Kapazität von bis zu 2000 Besuchern erfasste, zielt darauf ab, die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wirkungen dieser Institutionen zu analysieren. In den letzten Jahren haben diese Spielstätten über 16.500 Events veranstaltet, die circa 2,2 Millionen Besucher anzogen, von denen 20 Prozent Touristen waren. Dies berichtet die LVZ.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass 66 Prozent der Mitarbeiter in diesen Einrichtungen ehrenamtlich tätig sind. Diese hohe Zahl verdeutlicht die Abhängigkeit der Leipziger Kulturszene vom freiwilligen Engagement, das mittlerweile eine tragende Säule der deutschen Kulturlandschaft darstellt. Laut der Maecenata Stiftung steht dieses Engagement jedoch unter Druck. Nachwuchsmangel, finanzielle Unsicherheiten und der Mitgliederschwund bedrohen die Vitalität der Kulturvereine, die laut einer Analyse über 110.000 Institutionen in Deutschland ausmachen.
Weniger Kulturorte und neue Besuchermotive
Die Befragungen im Rahmen der CLIV-Studie offenbaren besorgniserregende Trends: Ein Drittel der Befragten hat in den letzten fünf Jahren keinen Kulturort besucht, und 47 Prozent gaben an, nach der Corona-Pandemie weniger Veranstaltungen zu besuchen. Hauptgründe für Besuche sind die auftretenden Künstler sowie der Austausch mit Freunden, weniger jedoch das Kennenlernen neuer Menschen. Diese Veränderungen werfen Fragen zur Zukunft der Kulturszene auf und zeigen, dass eine strategische Neuausrichtung vonnöten ist.
Die Studie empfiehlt konkreten Maßnahmen, um die Herausforderungen zu adressieren: Dazu gehören die Schaffung eines Schallschutzfonds, die Verbesserung der Sichtbarkeit der Clubkultur in der touristischen Vermarktung und der Ausbau des nächtlichen ÖPNV-Angebots. Solche Handlungsempfehlungen sind entscheidend, um die Produktionsbedingungen der Kulturstätten zu verbessern und die Szene insgesamt zu stärken, wie Leipziginfo berichtet.
Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements
Das ehrenamtliche Engagement ist nicht nur für Clubs entscheidend. Die Maecenata Stiftung weist darauf hin, dass 36 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich tätig sind, dabei sind 15,4 Prozent im Kulturbereich engagiert. Dennoch gibt es spezifische Schwierigkeiten, jüngere Mitglieder, insbesondere in Führungspositionen, für die Kulturarbeit zu gewinnen. Mangelndes Engagement in der nächsten Generation könnte die Struktur und Funktionalität vieler kultureller Vereinigungen gefährden.
Die Ergebnisse der CLIV-Studie und die Herausforderungen des bürgerschaftlichen Engagements im Kulturbereich müssen als Handlungsaufforderung verstanden werden. Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat hebt hervor, dass gute Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Tätigkeiten unerlässlich sind und eine stärkere Anerkennung informeller Initiativen notwendig ist.
Insgesamt zeigt die Studie die komplexen Wechselwirkungen von Engagement, Kulturangebot und den Veränderungen in der Gesellschaft auf. Die Ergebnisse sind ab dem Abend des 10. Februar 2025 auf der Webseite der Stadt Leipzig zugänglich, wo auch eine Kurzfassung der Studie bereitgestellt wird.
Zusammenfassend lassen sich die Herausforderungen, vor denen die kulturellen Akteure in Leipzig stehen, nicht ignorieren. Es bedarf langfristiger Strategien und eines energischen politischen Willens, um das bürgerschaftliche Engagement in der Kulturszene zu fördern, damit Leipzig auch in Zukunft als lebendige Kulturstadt wahrgenommen wird.