
Das Landgericht Stuttgart hat heute einen 26-jährigen Mann syrischer Herkunft wegen mehrfachen versuchten Mordes verurteilt. Der Angeklagte erhielt eine Strafe von neuneinhalb Jahren Haft, nachdem er während eines EM-Public-Viewing auf dem Schlossplatz in Stuttgart im Jahr 2024 einen verheerenden Messerangriff verübt hatte. Der Vorfall ereignete sich im Rahmen des Spiels zwischen Tschechien und der Türkei, wobei der Täter gezielt Menschen angriff, die türkische Trikots, Schals oder Fahnen trugen.
Insgesamt wurden sechs Personen verletzt, darunter drei Männer, die schwer verletzt wurden: ein 19-jähriger Deutscher sowie ein 38-jähriger und ein 60-jähriger türkischer Staatsangehöriger. Der 38-jährige Mann schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Der Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten sechsfachen versuchten Mord vor und forderte eine Strafe von 13 Jahren. Der Verteidiger kritisierte diese Forderung und plädierte auf lediglich acht Jahre Haft, aufgrund möglicher psychischer Probleme des Täters. Das Gericht erachtete den Täter jedoch als schuldfähig und stellte zudem dreifachen versuchten Mord sowie dreifachen versuchten Totschlag fest. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; eine Revision durch den Verurteilten könnte folgen. Schwäbische Post berichtet, dass das Tatmotiv offenbar ein tief verwurzelter Hass auf die Türkei war.
Hintergrund und Zunahme von Messerangriffen
Die Messerattacke in Stuttgart ist Teil eines besorgniserregenden Trends in Deutschland, der eine allgemeine Zunahme von Messerangriffen verzeichnet. 2023 gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 9,7 % sowie bei Raubdelikten um 16,6 %. Insgesamt stieg die Zahl der Körperverletzungen um 6,8 % und Raubdelikte um 17,4 %. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass nach einem Wegfall der Corona-Beschränkungen vermehrt soziale Spannungen und wirtschaftliche Probleme auftraten, die auch durch inflationsbedingte Herausforderungen verstärkt wurden. In vielen Bundesländern, ausgenommen Brandenburg, stieg die Zahl der Messerangriffe im Durchschnitt um rund 15 %.
Ein weiteres Thema, das im Kontext des Messerangriffs relevant ist, ist die Nationalität der Tatverdächtigen. Nach den Erhebungen des Bundeskriminalamtes (BKA) sind etwa 33 % bis 55 % der Tatverdächtigen nicht deutscher Herkunft. Dies führt zu einer Überrepräsentation von Ausländern unter den Tätern im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben zwar eine geringere Wahrscheinlichkeit, ein Messer mitzuführen, setzen dieses jedoch eher in Konfliktsituationen ein, was auf soziale Isolation und psychische Belastungen zurückzuführen ist. Dies sind Faktoren, die auch im Fall des syrischen Täters eine Rolle gespielt haben könnten, wie Tagesschau berichtet.
Der Fall wird sicher noch weiter verfolgt, sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich. Er wirft Fragen auf über die Sicherheit in öffentlichen Räumen und die allgemeine Entwicklung von Gewaltverbrechen in Deutschland. Ob Maßnahmen ergriffen werden, um zukünftige Vorfälle zu verhindern, bleibt abzuwarten.
In Anbetracht der statistischen Erhebungen, die die Hintergründe und möglichen Ursachen für die Zunahme von Messerangriffen beleuchten, weist der Mediendienst Integration darauf hin, dass unter den Tatverdächtigen sowohl soziale Isolation als auch Gewalterfahrungen und psychische Belastungen als weit verbreitete Probleme festgestellt wurden, die bei vielen Tätern zu einem erhöhten Gewaltpotenzial führen könnten. Mediendienst Integration gibt Einblick in diese komplexe Problematik.