
In der Nähe von Krakau, Polen, haben Forscher bemerkenswerte Entdeckungen gemacht, die auf brutale Kannibalismus-Rituale in der Magdalénien-Kultur hinweisen. Laut einem Bericht von Focus wurden 63 menschliche Knochenfragmente ausgegraben, die auf eine dunkle Vergangenheit von vor etwa 18.000 Jahren zurückzuführen sind. Diese Funde umfassen Überreste von mindestens zehn Individuen, darunter sechs Erwachsene und vier Kinder. Die auffälligen Schnitte und Brüche an den Knochen deuten darauf hin, dass die Überreste nach dem Tod gewaltsam bearbeitet wurden.
Zusätzlich zu den menschlichen Überresten fanden die Wissenschaftler auch Überreste geschlachteter Tiere in der Umgebung, was auf eine komplexe Beziehung zwischen Menschen und Tieren in dieser Zeit hindeutet. Forscher verweisen darauf, dass die Altersstruktur der gefundenen Skelette der einer vollständigen Kernfamilie entspricht. Diese Funde werfen Fragen zu den möglichen Gründen für Kannibalismus auf. Während man Hungersnöte als Grund für unwahrscheinlich hält, könnten andere Faktoren, wie Überlebensbedürfnisse, rituelle Praktiken oder territoriale Konflikte eine Rolle gespielt haben.
Rituelle Praktiken im Magdalénien
Ähnliche Entdeckungen wurden auch in Gough’s Cave in England gemacht, wo es Hinweise auf rituellen Kannibalismus gibt, der auf ein Alter von rund 15.000 Jahren geschätzt wird. In dieser Höhle fand ein Forschungsteam unter der Leitung von Silvia Bello vom Natural History Museum in London Beweise für einen ausgeklügelten Totenkult, der das Zubereiten und Verzehren menschlicher Überreste beinhaltete. Laut Spektrum wurden auch Trinkgefäße aus menschlichen Schädeln gefertigt, um an Ritualen teilzunehmen.
Die Funde in Gough’s Cave, deren Entstehung auf das Jahr 1880 zurückgeht, zeigen, dass die Menschen dieser Zeit intensiv mit den Überresten verstorbener Angehöriger interagierten. Mikroskopische Analysen bestätigten, dass Fleisch mit Werkzeugen vom Knochen geschnitten wurde. Die gefundenen langen Knochen waren aufgebrochen, um an das nährstoffreiche Knochenmark zu gelangen, was auf eine spezifische Technik hinweist, die mit der Nahrungsaufnahme verbunden war.
Vielfältigkeit der Überreste und ihre Deutungen
Die Überreste aus Grund- und Sekundärbestattungen der Magdalénien-Zeit in Europa sind begrenzt, wie eine Analyse der menschlichen Überreste zeigt. In einem Bericht von Nature wird darauf hingewiesen, dass in Südwesteuropa viele dieser Überreste kulturelle Veränderungen aufzeigen, während primäre Bestattungen selten sind. Es wird eine Vielzahl von Bestattungspraktiken diskutiert, die sowohl kannibalistische Traditionen als auch das Defleshen und die Zerkleinerung ohne Verzehr umfassen.
Die Funde in der Maszycka-Höhle könnten auf intensive kulturelle Manipulation von menschlichen Überresten hinweisen. Befunde zeigen, dass über die Hälfte der untersuchten Skelette Spuren von Skalierung, Defleshen und Zerkleinerung aufweisen, ohne dass Hinweise auf pflanzenfressende Tiere in diesem Zusammenhang identifiziert wurden. Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Praktiken dieser alten Kulturen und unterstreichen die Komplexität ihrer Bestattungstraditionen und das Potenzial für rituellen Kannibalismus.
Zusammengefasst zeigen die Forschungsergebnisse, dass die Praktiken des Kannibalismus im Magdalénien nicht nur von Nahrungsnot zeugen, sondern auch tiefere kulturelle und rituelle Dimensionen haben könnten. Die Vielfalt der Funde und ihre Interpretation ermöglichen ein besseres Verständnis der Lebensweise dieser frühen Menschen in Europa.