
Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie hat das Jahr 2024 mit einem signifikanten Rückgang bei den Aufträgen abgeschlossen. Laut dem Branchenverband ZVEI (Tagesspiegel) lagen die Bestellungen um 9,6 Prozent unter dem Wert von 2023. Besonders drastisch war der Rückgang im Dezember 2024, wo die Aufträge im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19,5 Prozent sanken. Diese negative Entwicklung überträgt sich auf die gesamte Branche, die mit einer weiteren Abnahme der Produktion rechnet.
Im gesamten Jahr 2024 war die um Preiseffekte bereinigte Produktion elektrotechnischer und elektronischer Erzeugnisse „Made in Germany“ sogar um 9,1 Prozent geringer als im Vorjahr. Der direkter Umsatz der Branche, die rund 892.000 Beschäftigte zählt, fiel auf 223,2 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 6,2 Prozent entspricht (ZVEI).
Fachkräftemangel und Bürokratie
Trotz der negativen Auftragslage beklagen nur 14 Prozent der Unternehmen in der Elektroindustrie einen Fachkräftemangel, während 10 Prozent Materialknappheit als Problem identifizieren. Der Fachkräftemangel ist jedoch seit Jahren ein Thema, das laut KOFAs Studie flächendeckend in allen Arbeitsagenturen Deutschlands zu spüren ist. Besonders ausgeprägt ist der Mangel in den Bereichen Mechatronik, Energie- und Elektroberufe, wo 70 Prozent der offenen Stellen unbesetzt bleiben.
ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel betont, dass die Schwierigkeiten sowohl konjunktureller als auch struktureller Natur sind. Er appelliert an die Bundesregierung, Maßnahmen zur Reduzierung von Bürokratie und zur Förderung von Innovationen zu ergreifen. Die Bürokratiekosten belaufen sich auf über 65 Milliarden Euro jährlich, was viele Unternehmen als erdrückend empfinden (ZVEI).
Perspektiven und Trends
Für 2025 wird ein weiterer realer Produktionsrückgang von zwei Prozent prognostiziert, was die Unsicherheit in der Branche weiter verstärkt. Dennoch sieht Kegel Chancen in Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung. Der ZVEI fordert eine Reform des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes sowie steuerliche Entlastungen für Unternehmen und plant eine Senkung der Strompreise auf den europäischen Mindestsatz (ZVEI).
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Elektro- und Digitalindustrie vor erheblichen Herausforderungen steht. Angesichts der anhaltenden Rückgänge bei Aufträgen und Produktion ist die Zukunft der Branche ungewiss. Die Notwendigkeit zur Schaffung eines günstigen wirtschaftlichen Umfelds bleibt drängend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.