
In einer eindrucksvollen Glosse beschreibt Redakteurin Panja Tillmann-Mumm eine nächtliche Erfahrung, die so skurril wie beunruhigend ist. Um 3:45 Uhr, geplagt von Übelkeit und Bauchschmerzen, ringt sie mit dem Schlaf. Während die Wärmflasche bereits abgekühlt ist, erscheint der Weg in die Küche unerreichbar. Da sie niemanden zur Verfügung hat, um Trost zu spenden, sucht sie Zuflucht bei ihrem Handy und sendet eine Sprachnachricht an ihre Schwester über WhatsApp. Plötzlich wird sie durch ein Geräusch aus ihrer Gewohnheit gerissen.
In einem Moment des Schrecks sieht sie eine menschliche Silhouette neben ihrem Bett und erkennt schließlich, dass es ihre Mutter ist. Nach dieser beunruhigenden Begegnung zeigt sie ihrer Mutter das Cover des „Die drei ???“-Hörspiels, Folge 177 – „Der Geist des Goldgräbers“. Sie vergleicht das Aussehen ihrer Mutter mit der Figur aus dem Hörspiel und findet dabei eine kurvenreiche Verbindung zwischen ihrer Realität und der erzählerischen Welt.
Der Geist des Goldgräbers
Die Verbindung zum Hörspiel ist bemerkenswert. Die Geschichte spielt im menschenleeren Dead Man’s Canyon, wo die drei Detektive auf den Geist eines Goldgräbers namens John Dewey treffen. Dieser verstarb vor über 100 Jahren nach einem hinterhältigen Verrat durch Arbeiter, die er angestellt hatte. Als Schicksalsschlag wurde Dewey aufgehängt und verfluchte seitdem jede Person, die seinem Gold nahekommt. Justus, einer der Detektive, glaubt anfangs nicht an die Legende um den Geist.
Nach ihrer Ankunft im Canyon erleben die drei ??? in der Nacht gespenstischen Besuch. Diese Entität bringt sie in direkte Verbindung zu der Schauergeschichte um John Dewey, die die Spannungen und das Grauen der Handlung verstärken. Kritiker der Hörspielumsetzung bemängeln jedoch, dass die Geschichte um John Dewey stark gekürzt wurde und Elemente wie ein absurd wirkendes Nil-Krokodil namens Mr. Sobek und unzureichend ausgearbeitete Charakterentwicklungen wie bei Miranda Kramer die Spannung mindern.
Nostalgie und ihre Relevanz
Das Konzept der Nostalgie ist in diesem Zusammenhang von zentraler Bedeutung. Sie wird oft als eine oberflächliche Nachahmung erfolgreicher Vorgänger kritisiert, doch in Werken wie „Stranger Things“ wird deutlich, dass Nostalgie auch zu einer kreativen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit führen kann. Die Duffer-Brüder haben nostalgische Elemente aus den 1980er Jahren, die sowohl in der Popkultur als auch in den sozialen Verhältnissen verwurzelt sind, in ihre Handlung integriert, ohne sie bloß zu reproduzieren. Vielmehr wird eine Geschichte erzählt, die gesellschaftliche Missstände thematisiert und zugleich an das Gefühl vergangener Tage anknüpft.
So spiegelt auch die Erzählung um John Dewey und die schleichenden Geister den nostalgischen Drang wider, sich an das vermeintlich Einfache und Schöne der Vergangenheit zu erinnern. Die Geschichten und die Art ihrer Erzählung könnten nicht nur als Unterhaltung dienen, sondern auch als ein Medium, durch das wir kritische Auseinandersetzungen mit historischen Momenten und ihrer Fortdauer in unserer Kultur finden. In diesem Sinne erweist sich Nostalgie als ein mehrdimensionales Phänomen.