
Die Qualität des Berliner Grundwassers steht derzeit im Fokus einer alarmierenden Debatte. Naturschützer des BUND Berlin haben am Samstag eine Messaktion im Regierungsviertel durchgeführt, um auf die gravierenden Probleme aufmerksam zu machen. Die Ergebnisse der Messungen zeigen, dass über nahezu alle getesteten Parameter die zulässigen Werte überschritten werden. So wurde ein Kupfergehalt von 1-2 Milligramm pro Liter festgestellt, was etwa 50 bis 100 Mal über dem natürlichen Wert von 0,01 Milligramm liegt. Auch der Ammoniumgehalt ist mit rund 3 Milligramm pro Liter sechsmal über dem Grenzwert für Trinkwasser, der bei 0,5 Milligramm pro Liter liegt.
Die hohe Konzentration von Ammonium deutet auf erhebliche Verschmutzungen hin, die durch Abwasser, Abfälle oder einen übermäßigen Einsatz von Wirtschaftsdüngern verursacht werden können. Darüber hinaus betrug die Wassertemperatur 13,9 Grad Celsius, was mehrere Grad über dem natürlichen Wert von 8 bis 9 Grad Celsius liegt. Der Sauerstoffgehalt war mit 4,2 Milligramm pro Liter und einem pH-Wert von 6,3 unproblematisch, doch die Gesamtbewertung der Wasserquellen bleibt höchst besorgniserregend.
Besorgniserregende Ergebnisse und Forderungen
Gabi Jung, die Geschäftsführerin des BUND Berlin, betont, dass 90 Prozent der Berliner Gewässer in einem schlechten Zustand seien. Diese alarmierenden Zahlen stehen im Widerspruch zu den Vorschriften der Wasserrahmenrichtlinie der EU, die seit über zehn Jahren eine Verbesserung der Wasserqualität anstrebt. Naturschützer fordern daher eine Neuausrichtung der Bau- und Verkehrspolitik, um die Versiegelung von Flächen zu reduzieren und die Versickerung zu fördern.
Die Messstationen, die für die Überwachung und Analyse des Grundwassers zuständig sind, zeigen signifikante Unterschiede in den Konzentrationen vieler Inhaltsstoffe. Laut der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz wird seit Jahrzehnten ein umfangreiches Messnetz betrieben, das auch die Werte der letzten Jahrzehnte umfasst. Die Daten zeigen, dass nur 9 Prozent der bewerteten Messstellen hydrochemisch unbeeinflusst sind. Besonders hinderlich sind die hohen Konzentrationen von Sulfat, Kalium und Natrium, die in oberflächennahen Grundwasserleitern häufig vorkommen.
Langfristige Herausforderungen und Veränderungen
Komplexe Ursachen für diese Beeinträchtigungen umfassen nicht nur langfristige Stoffeinträge, sondern auch die historische Schädigung der Umwelt nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die atmosphärische Deposition von Rauchgasen. Der Abwassereinfluss durch undichte Stellen im Rohrnetz und die Grundwasserabsenkungen in Wassergewinnungsanlagen spielen ebenfalls eine Rolle. Dies führt dazu, dass die Qualität des wichtigsten Trinkwassers, welches die Stadt vollständig aus eigenen Ressourcen bezieht, in Gefahr gerät.
Insgesamt zeigt die Analyse des Senatsmessnetzes eine besorgniserregende Entwicklung. Während Chlorid und Sulfat eine leichte Rückläufigkeit aufweisen, zeigt Bor eine ansteigende Tendenz. Die Berliner Wasserbetriebe untermauern die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung, um frühzeitig Risiken in den Trinkwassergewinnungsanlagen zu erkennen. Die von der Senatsverwaltung veröffentlichten Daten belegen die Herausforderungen, denen sich die Stadt in Bezug auf ihre Wasserressourcen gegenübersieht, und unterstreichen die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Grundwasserqualität.
Für die Anwohner und die Umwelt in Berlin bleibt abzuwarten, wie schnell die notwendigen Schritte zur Verbesserung der Grundwasserqualität erfolgreich umgesetzt werden können. Während die Messungen fortgeführt und analysiert werden, sind akute Maßnahmen gefragt, um den langfristigen Erhalt der Wasserressourcen sicherzustellen.
Für weitere Informationen über die Grundwasserüberwachung in Berlin können Sie berlin.de besuchen, während detaillierte Studien zur Grundwasserqualität auf umweltatlas.wasser verfügbar sind. Für spezifische Berichterstattung über die aktuelle Situation in der Hauptstadt siehe auch tagesspiegel.de.