
Die Leibniz Universität Hannover (LUH) hat den Europäischen Queller, auch bekannt als Meeresspargel, im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprojekts untersucht. Diese Pflanze könnte entscheidend zur Milderung der Folgen des Klimawandels beitragen. Niedersachsen, eines der größten Anbaugebiete für Spargel, könnte hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Das Projekt Aquacombine, an dem 17 Partner aus verschiedenen europäischen Ländern beteiligt sind, zielt darauf ab, die einzigartigen Eigenschaften dieser salztoleranten Pflanzen gewinnbringend zu nutzen. Das EU-Programm Horizon 2020 hat dieses Vorhaben mit etwa 12 Millionen Euro gefördert.
Queller wächst typischerweise auf Salzwiesen oder im Watt und ist derzeit nicht für die industrielle Massenproduktion etabliert. Eine der Herausforderungen besteht darin, dass 80% der Queller-Ernte ungenutzt bleiben, bedingt durch den hohen Salzgehalt der Pflanzen. Dennoch bietet der Queller zahlreiche Vorteile: Er ist reich an Polyphenolen, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken. Seine Fähigkeit, in salzhaltigem Wasser zu gedeihen, ermöglicht zudem eine Nutzung als Filter und für den Küstenschutz.
Die Eigenschaften von Halophyten
Halophyten, wie der Queller, benötigen kein Süßwasser und übernehmen damit eine wichtige Rolle in der modernen Landwirtschaft. Durch ihre Anpassungsfähigkeit an salzhaltige Umgebungen können sie zur Reduzierung des Süßwasserbedarfs beitragen. Diese Pflanzen sind zudem reich an sekundären Metaboliten, die für ihre Nährstoffgehalte verantwortlich sind. Molekularbiologische Forschungen haben Gene identifiziert, die für die Salztoleranz von Pflanzen wie Tomaten relevant sein könnten, was weitreichende Auswirkungen auf den Anbau von Lebensmitteln haben könnte. Eine Pilotanlage hat gezeigt, dass eine Aufzucht unter Kunstlichbedingungen möglich ist, was das Potenzial für eine nachhaltige Produktion von Queller unterstreicht.
Das Projekt ist nicht nur auf die Erhöhung der Erträge abgezielt, sondern auch darauf, eine vollständige Nutzungskette mit hoher Wertschöpfung zu etablieren. Aktuelle Forschungen untersuchen auch die Regeneration salzhaltiger Böden und die Gewinnung von Biochemikalien und Bioenergie aus der Halophytenproduktion.
Innovationen im Lebensmittelbereich
Ein weiterer interessanter Aspekt der Forschung ist der Einsatz von Halophyten in der Lebensmittelproduktion. Im Rahmen des BAMS-Projekts HAFF wurden innovative Produkte entwickelt, darunter Smoothies mit Queller und anderen salztoleranten Pflanzen wie Dreizack und Strandaster. Diese Smoothies bestehen aus einem Anteil von etwa 8-9% Rohstoffen aus Halophyten, ergänzt durch Zutaten wie Banane, Apfel und Kokosmilch. In Konsumertests erhielten die Smoothies mit Dreizack die besten Noten für Geschmack und Gesamteindruck.
Diese Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung salztoleranter Pflanzen in der zukünftigen Landwirtschaft. Angesichts der wachsenden Population und der damit verbundenen Wasserknappheit wird die Notwendigkeit, alternative Anbaumethoden zu finden, immer dringlicher. Die Eigenschaften des Quellers könnten hierbei eine entscheidende Rolle spielen, um den weltweiten Bedarf an nachhaltig erzeugter Biomasse zu decken und gleichzeitig den Süßwasserbedarf in der Landwirtschaft zu minimieren.
All diese Faktoren zeigen, dass der Queller das Potenzial hat, aus seiner Nische hervorzutreten und zu einer wichtigen Ressource in der Bioökonomie zu werden. Die weiteren Forschungen und Entwicklungen versprechen, das Bewusstsein und die Akzeptanz für diese Pflanze zu erhöhen und sie in der Lebensmittel- und Agrarindustrie zu etablieren.
Für detaillierte Informationen zu den laufenden Projekten und deren Auswirkungen, siehe Kreiszeitung, Bioökonomie und Fraunhofer IMTE.