
In Deutschland wird derzeit intensiv über die Dekarbonisierung des Energieverbrauchs im Gebäudesektor diskutiert, insbesondere im Zusammenhang mit dem Heizungsgesetz. Das erklärte Ziel ist es, bis 2045 alle Heizungen in Privathaushalten ohne fossile Energien zu betreiben. Ein Blick nach Schweden zeigt, wie es auch ohne Öl- und Gasheizungen funktioniert. Schon in den 2020er Jahren hat Schweden diese Heizungsarten weitgehend aus Privathaushalten verbannt und setzt stattdessen hauptsächlich auf elektrische Heizsysteme, insbesondere Wärmepumpen. Dies berichtet Merkur.
Im Jahr 2023 verbrauchte Schweden 35 Terawattstunden (TWh) Energie für Heizen und Warmwasser in Ein- und Zweifamilienhäusern, wobei 15,6 TWh aus Strom stammten. Unterstützung fanden diese Entwicklungen durch einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien in der schwedischen Stromversorgung, die zu fast 70 Prozent aus Wasserkraft, Wind- und Solarenergie besteht. Ein großer Treiber dieser Transformation war die Erkenntnis während der Ölkrise 1973, die Schweden zur Verringerung seiner Abhängigkeit von Öl bewegte. Zudem führte Schweden 1991 als eines der ersten Länder der Welt einen CO₂-Preis ein, der im Jahr 2025 bei 134 Euro pro Tonne liegt. Einnahmen aus diesem CO₂-Preis dürfen nicht zuletzt für Investitionen in die Energiewende verwendet werden.
Herausforderungen der CO2-Bepreisung
Die CO₂-Bepreisung stellt ein zentrales Instrument dar, um die Dekarbonisierungspfade einzuhalten. Allerdings gibt es politische Bedenken, dass eine übermäßige Konzentration auf die CO₂-Bepreisung zukünftige Probleme entstehen lassen könnte. Kritiker warnen davor, dass steigende CO₂-Preise kurzfristig zwar Anreize schaffen, jedoch auch Unsicherheiten und Wendepunkte hervorrufen können. Geplant ist der Start des Europäischen Emissionshandels für Kraft- und Brennstoffe (ETS II) im Jahr 2027, was die CO₂-Bepreisung auf ein umfassenderes Niveau heben könnte. Einige Experten äußern sich skeptisch zu den direkten Auswirkungen des Preisanstiegs, die als kaum messbar eingeschätzt werden. Hierbei ist die Rückvergütung des CO₂-Preises über verschiedene Programme und Förderungen von entscheidender Bedeutung. So könnte beispielsweise ein Preis von 200 Euro pro Tonne für einen durchschnittlichen Haushaltsverbrauch zusätzliche Kosten verursachen, deren Übernahme die Entlastung der Bürger nur bedingt sicherstellen kann, wie TGA Fachplaner argumentiert.
Die politischen Parteien in Deutschland nehmen sehr unterschiedliche Positionen zu diesen Themen ein. Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025, wo Klimaschutz zwar weniger im Fokus steht, als etwa Wirtschaft oder Migration, setzen sich die Mehrheit der Parteien für Klimafreundlichkeit und Klimaneutralität ein. Die AfD lehnt Klimaschutzmaßnahmen ab und sieht in der menschlichen Tätigkeit nicht die Ursache für den Klimawandel, während die anderen Parteien unterschiedliche Ansätze zur Erreichung von Klimaneutralität präsentieren.
Der politische Kontext
- SPD: Sie bekennt sich zu den Klimazielen und strebt neben sozialer Entlastung auch gemeinschaftliche Energieprojekte an.
- CDU/CSU: Das Ziel ist Klimaneutralität bis 2045 mit einer stärkeren Fokussierung auf Strompreisreduzierungen und Ausbau erneuerbarer Energien.
- Grüne: Sie sehen die Klimakrise als Sicherheitsrisiko und fordern staatliche Förderung für eine klimaneutrale Wirtschaft.
- FDP: Ihr Ziel ist es, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, während sie Verbote wie das Tempolimit ablehnt.
- Die Linke: Führt verbindliche Sektorziele ein, fordert eine Erhöhung der Energieeffizienz und kritisiert das Heizungsgesetz.
Die Debatte um den Klimaschutz wird sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik zunehmend hitziger. Während Schweden mit seinem progressiven Ansatz in der Energiewende als Vorbild dient, stehen Deutschland und seine politischen Akteure noch vor zahlreichen Herausforderungen und Entscheidungen. Experten raten daher, die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung gezielt für Investitionen in Projekte zu nutzen, die eine schnellere und nachhaltige Energiewende ermöglichen.