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Ermittlungen im Stuttgarter Kunstturnforum: Vorwürfe des Missbrauchs entblößt!

Im Kunst-Turn-Forum Stuttgart ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Nötigung und Missbrauchsvorwürfen. Betroffene Turnerinnen fordern umfassende Aufklärung und Veränderungen im deutschen Turnsport.

Im Zentrum der Sportwelt steht ein erschütternder Missbrauchsskandal, der die Turngemeinde in Deutschland erschüttert. Am Kunst-Turn-Forum Stuttgart hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Ermittlungen wegen Verdachts der Nötigung in mehreren Fällen eingeleitet. Der Hintergrund dieser Untersuchungen sind schwerwiegende Vorwürfe von ehemaligen Turnerinnen, die sich über mutmaßliche Missstände in der Institution beschwert haben. Besonders betroffen ist ein Trainer des Kunst-Turn-Forums, gegen den die Ermittlungen gerichtet sind. Am 6. Februar 2025 führte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) mehrere Durchsuchungen durch, darunter auch in der Geschäftsstelle des Schwäbischen Turnerbunds (STB) sowie im Kunst-Turn-Forum selbst. Auch die Geschäftsstelle des Deutschen Turner-Bunds (DTB) in Frankfurt am Main wurde ins Visier genommen, wobei 20 Beamte anwesend waren, um Beweismittel zu sichern.

Es wurde festgestellt, dass die Mitarbeiter des DTB während der Durchsuchungen nach Hause geschickt wurden. Obwohl der Verband in diesem Verfahren nicht beschuldigt wird, bezeichneten sowohl der DTB als auch der STB die strafrechtliche Aufarbeitung als notwendig und begrüßten die Maßnahmen. Seit Ende Dezember 2024 gab es eine Welle an öffentlichen Stellungnahmen von ehemaligen Turnerinnen, insbesondere von Tabea Alt und Michelle Timm, die die Bedingungen am Bundesstützpunkt Stuttgart kritisierten.

Vorwürfe und Konsequenzen

Die Beschuldigungen, die erhoben wurden, umfassen unter anderem „systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch“. Ehemalige Athletinnen berichten von katastrophalen Zuständen, die ihre Gesundheit gefährdeten. So äußerte Kim Janas, eine frühere Top-Turnerin, dass sie auch Jahre nach ihrer aktiven Zeit nicht vollständig über die belastenden Erfahrungen hinweggekommen sei. Diese Erfahrungen schlossen tägliche Wiegen, strenge Kontrollen und das Verbot bestimmter Nahrungsmittel ein. Kim Bui, ebenfalls betroffen, hat über ihre Essstörung gesprochen, die sie in ihrer Jugend durch das Turnen entwickelte.

Auf der politischen Ebene wird die Frage laut, ob der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Politik eingreifen sollten. Maximilian Klein, stellvertretender Geschäftsführer von Athleten Deutschland, äußerte Vertrauen in den DTB, die Situation aufzuarbeiten, während Spitzensportlerin Pauline Schäfer-Betz ein „wiederholtes systematisches Versagen“ anprangerte. Sie forderte umfangreiche Reformen und bezog sich auf ihre eigenen Erfahrungen mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen ihre damalige Trainerin, die mit unethischen Praktiken in Verbindung stand.

Reaktionen der Verbände

Etliche Namensnennungen stehen im Raum. Die beiden Verbände, DTB und STB, haben bereits personelle Konsequenzen ausgelöst. Zwei Trainer wurden in Stuttgart freigestellt, nachdem der STB „nachhaltige personelle Konsequenzen“ angekündigt hatte. Die Problematik ist allerdings nicht neu. Schon 2020 wurden ähnliche Vorwürfe am Olympiastützpunkt in Chemnitz gegen eine Trainerin erhoben, was zu verstärkten Diskussionen über die Struktur und die Aufarbeitung solcher Vorfälle führte.

Tabea Alt hatte bereits 2021 den DTB über die Missstände in Stuttgart informiert. Es wird jedoch berichtet, dass ihre Bedenken nicht ernst genommen oder ignoriert wurden. Der DTB hat zwar betont, dass nach ihrem Brief Änderungen vorgenommen wurden, sieht sich aber aufgrund der aktuellen Erkenntnisse erneut in der Pflicht, umfassende Maßnahmen zur Aufklärung einzuleiten. Eine Kanzlei aus Frankfurt wurde Mitte Januar 2025 hinzugezogen, um die Vorwürfe zu prüfen und zu klären.

Die gesamte Situation bleibt angespannt und erfordert dringend eine umfassende und transparente Aufarbeitung, um das Vertrauen der Athletinnen und der Öffentlichkeit wiederherzustellen. Die Diskussion um Missstände im deutschen Turnen ist nun mehr denn je in der öffentlichen Wahrnehmung verankert, und die Forderungen nach Veränderungen werden lauter.

Für Updates und weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen in diesem Skandal bleiben wir aufmerksam und berichten, wenn neue Erkenntnisse vorliegen.

SWR
tz
Deutschlandfunk

Referenz 1
www.swr.de
Referenz 2
www.tz.de
Referenz 3
www.deutschlandfunk.de
Quellen gesamt
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