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Über 5000 historische Tierbeobachtungen aus Bayern jetzt digital verfügbar!

Die Universität Passau hat historische Tierbeobachtungen aus Bayern digitalisiert. Über 5.000 Datensätze ermöglichen neue Einblicke in die Artenvielfalt des 19. Jahrhunderts und deren Veränderungen.

Ein bedeutendes Kooperationsprojekt hat erfolgreich über 5.000 historische Tierbeobachtungen aus Bayern digitalisiert. Dieses Vorhaben, an dem der Lehrstuhl für Computational Humanities der Universität Passau, die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und das NFDI4Biodiversity-Konsortium beteiligt waren, bringt die historischen Daten für die moderne Biodiversitätsforschung aufbereitet hervor. Ziel des Projektes war es, die wertvollen historischen Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 1845 reichen, wieder zugänglich zu machen.

Die digitale Aufbereitung hat zu 5.467 Datensätzen zur Artenvielfalt in Bayern geführt. Diese Daten umfassen umfassende Informationen zu Zeitpunkt, Ort und Lebensraum historischer Tiervorkommen. Der Projektabschluss fand im Januar 2025 statt, und die Ergebnisse wurden bereits im nationalen Biodiversitätsportal LAND integriert und über die Global Biodiversity Information Facility (GBIF) veröffentlicht.

Wichtige Hintergründe und Kooperationspartner

Die historischen Daten stammen ursprünglich von einem Auftrag, der 1845 durch den bayerischen Kronprinzen Maximilian, später König Maximilian II., erteilt wurde. Dieser Auftrag richtete sich an 119 Forstämter in Bayern, die die vorkommenden Tierarten dokumentieren sollten. Die Daten wurden von Forstbeamten gesammelt, die als kompetente Beobachter galten, da sie eine umfassende Ausbildung und Nähe zur Natur hatten. Die ursprünglichen Dokumente wurden zuerst in der Zoologischen Staatssammlung in München aufbewahrt und 2013 an das Bayerische Hauptstaatsarchiv übergeben. Nach der Digitalisierung werden die Daten international für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.

Kooperationspartner wie das NFDI4Biodiversity-Netzwerk haben entscheidend dazu beigetragen, die historische Dokumentation, die mehr als 520 Seiten umfasst, für Forschungszwecke bereitzustellen. Professor Dr. Malte Rehbein und sein Team betonten den historischen Wert dieser Daten, insbesondere für die Forschung zur Artenvielfalt des 19. Jahrhunderts.

Forschungspotenzial und aktuelle Entwicklungen

Ein Beispiel für die Relevanz dieser Daten ist das Verschwinden des Fischotters an der Oberpfälzer-böhmischen Grenze, das in direktem Zusammenhang mit den damals praktizierten Landschaftsveränderungen steht. Dr. Thore Engel hob das breite Potenzial der Daten für die Biodiversitätsforschung hervor, die es ermöglichen, Vergleiche zur Artenvielfalt in Bayern und deren Veränderungen über die Zeit hinweg zu ziehen.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die Masterarbeit von Ricarda Huter, die plant, die historischen Daten in ihrer Arbeit auszuwerten. Diese neuen Erkenntnisse werden nicht nur zur Klärung historischer Biodiversitätsmuster beitragen, sondern auch zukünftige Strategien zur Erhaltung der Biodiversität unterstützen.

Die gesammelten Daten sind über die Findmitteldatenbank der Staatlichen Archive Bayerns sowie über Zenodo zugänglich, was eine wertvolle Ressource für Wissenschaftler weltweit darstellt.

In diesem Kontext sei auch auf die allgemeiner steigende Bedeutung der Biodiversitätsforschung verwiesen. In dem Buch „Biodiversitätsforschung – Die Entschlüsselung der Artenvielfalt in Raum und Zeit“ von Stephan R. Gradstein wird die Bedeutung von wissenschaftlichen Sammlungen und die historische Perspektive auf die Biodiversität behandelt. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung, der zeitlichen Dynamik und den ökologischen Funktionen der Biodiversität.

Referenz 1
www.uni-passau.de
Referenz 2
snsb.de
Referenz 3
honighaeuschen.de
Quellen gesamt
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