
Robert G., ein 87-jähriger Rentner aus Schlehdorf, sieht sich mit unerwarteten finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Er erhielt einen Inkassobrief über 480 Euro vom „Bayerischen Inkasso Dienst“ im Auftrag des Unternehmens „1N Telecom“. Der älterer Herr fühlte sich getäuscht, da er glaubte, einen Vertrag mit der Deutschen Telekom abgeschlossen zu haben. Tatsächlich war der Vertrag jedoch nicht nur eine Anpassung seines bestehenden Vertrags, sondern ein völlig neuer Vertrag mit „1N Telecom“, der im Rahmen eines Werbeanrufs für schnelleres Internet zustande kam.
Nachdem Robert G. einen schriftlichen Vertrag erhielt und aufgefordert wurde, seinen ursprünglichen Telekom-Vertrag zu kündigen, wurde ihm die Situation klar. Dies war nicht das, was er erwartet hatte, und er sah sich mit einer Rechnung von 420 Euro konfrontiert, die er jedoch aufgrund wiederholter Mahnungen nicht bezahlte. Diese Erfahrung ist kein Einzelfall, wie Merkur berichtet, denn zwischen Januar 2023 und Juli 2024 haben über 11.000 Verbraucher beim Verbraucherzentrale-Bundesverband (vzbv) Beschwerde über „1N Telecom“ eingereicht.
Verbraucher unter Druck
Die Verbraucherzentrale Bayern registriert eine zunehmende Anzahl aggressiver Inkassoschreiben seit Weihnachten. Insbesondere Verbraucher, die unerwartete Forderungen von „1N Telecom“ erhalten, befinden sich oft unter Druck. Das Unternehmen hat eine Praxis entwickelt, die darauf abzielt, Verbraucher durch Werbebriefe mit Antragsformularen zur Umstellung ihres Anschlusses in die Irre zu führen. Die Betroffenen glauben häufig, sie wechselten lediglich ihren bestehenden Tarif, dabei schließen sie unwissentlich einen neuen Vertrag mit „1N Telecom“ ab, wie aus Verbraucherzentrale hervorgeht.
Sollten Verbrauchern unbegründete Forderungen über Schadensersatz zukommen, wird empfohlen, auf diese Schreiben zu reagieren, auch wenn sie keinen Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen haben. Es ist wichtig, keine Antragsformulare zurückzusenden, um nicht in die Falle der neuen Verträge zu geraten.
Rechtliche Schritte und Schutzmaßnahmen
In Anbetracht der Vielzahl an Beschwerden und der fragwürdigen Geschäftspraktiken plant der vzbv eine Unterlassungsklage gegen die Vertragsklauseln von „1N Telecom“. Die Verbraucherzentrale bietet Musterschreiben und Beratungen an, um den betroffenen Verbrauchern zu helfen, ihre Rechte durchzusetzen. Ziel ist es, Verbraucher zu ermutigen, schriftlich Widerspruch gegen Forderungen und den Vertragsschluss einzulegen, selbst wenn die Widerrufsfrist bereits abgelaufen ist.
Ignoriert man die Forderungsschreiben, könnte dies erhebliche Folgen haben, wie z.B. ein gerichtliches Mahnverfahren. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für diese Praktiken werden aktuell auch durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz überprüft. Laut dem Ministerium wird an einem Gesetz zur Verbesserung des Verbraucherschutzes im Inkassorecht gearbeitet, was für betroffene Verbraucher von großer Bedeutung sein dürfte. Dieses Gesetz soll unter anderem die doppelte Inanspruchnahme von Schuldnern durch Inkassounternehmen und Rechtsanwälte ausschließen, was den Druck auf Verbraucher weiter verringern könnte, wie auf BMJ angemerkt wird.