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Digitale Trinkgeldmethoden in Frankfurt: Segen oder Druckmittel?

Immer mehr Gastrobetriebe in Frankfurt setzen auf digitale Trinkgeldsysteme, die Diskussion über deren Vor- und Nachteile entfacht. Steht die Tradition des Trinkgelds auf dem Spiel?

Immer mehr Gastrobetriebe in Frankfurt setzen auf digitale Trinkgeldsysteme, die häufig in Verbindung mit Kartenzahlungen angeboten werden. Verbraucher können schnell und einfach auswählen, ob sie ein Trinkgeld von 5, 10 oder 15 Prozent geben möchten, oder ob sie ganz auf Trinkgeld verzichten wollen. Diese Entwicklung finde nicht nur in Frankfurt, sondern auch in anderen deutschen Großstädten statt, was auf einen merklichen Wandel in der Trinkgeldkultur hinweist, wie t-online.de berichtet.

Allerdings ist die Meinung über diese digitale Trinkgeldaufforderung gespalten. Einige Gastronomen, wie Frank Winkler von der Apfelweingaststätte "Daheim im Lorsbacher Thal", lehnen das System ab. Winkler betont, dass die Entscheidung, wie viel Trinkgeld gegeben wird, allein bei den Gästen liegen sollte. Er sieht die digitale Aufforderung als eine Form von Druck, die viele Gäste unwohl fühlen lasse. Dies wird von einem Kellner unterstützt, der meint, dass diejenigen, die Trinkgeld geben möchten, dies auch ohne digitale Anreize tun werden.

Die Herausforderungen digitaler Zahlungsmethoden spiegeln sich auch in der Kreditkartenlandschaft wider. Laut fr.de bleibt die Bargeldzahlung mit 58 Prozent der Transaktionen vorherrschend, obwohl sie im Vergleich zu 74 Prozent im Jahr 2017 rückläufig ist. Verbraucher, die mit Karte zahlen, geben tendenziell weniger Trinkgeld, da die voreingestellten Beträge oft als "Nudging" wahrgenommen werden. Solche manipulativen Kartengeräte sind mittlerweile vermehrt in Restaurants und sogar ungewöhnlichen Locations zu finden.

Das Phänomen der Trinkgeldinflation

Ein weiterer Aspekt ist die sogenannte "Tipflation", die ihren Ursprung in den USA hat. In Deutschland liegt traditionell die Empfehlung für Trinkgeld bei etwa 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrags. Der Einfluss amerikanischer Trinkgeldgepflogenheiten, die oft höhere Beträge von 15 bis 20 Prozent verlangen, könnte die Erwartungen auch hierzulande verändern. Die Mindestlohnhöhe in Deutschland gilt ebenfalls für Kellner, jedoch bleibt das Gastgewerbe die am schlechtesten bezahlte Branche des Landes.

Die Umstände während und nach der Corona-Pandemie haben auch das Trinkgeldverhalten beeinflusst. Viele Amerikaner sind bereit, großzügigere Trinkgelder zu geben, was sich auch auf das Verhalten der deutschen Kunden auswirken könnte. Ein Student, der in der Gastronomie tätig ist, befürwortet das digitale Trinkgeldsystem, äußert jedoch Bedenken, wenn es um Kaffee to go geht, wo eine klare Entscheidung über das Trinkgeld oft schwieriger ist.

Verhaltensökonomen warnen, dass die voreingestellten hohen Trinkgeldbeträge auch dazu führen könnten, dass weniger Menschen überhaupt Trinkgeld geben. Diese Informationsveränderung geht Hand in Hand mit dem Rückgang, als Bargeldlose Bezahlmethoden zunehmend populär wurden. Oft wird das Trinkgeld in verschiedenen Dienstleistungen wie Friseuren, Fußpflegern oder Taxifahrten erwartet, was den Druck auf die Verbraucher erhöht, wie auch t-online.de feststellt.

Zusammenfassend wird klar, dass die digitale Trinkgeldkultur nicht nur eine praktische Erleichterung für viele Kunden darstellt, sondern auch die Dynamik und den Druck innerhalb der Gastronomie verändert. In einem sich wandelnden Umfeld bleibt die Frage, ob sich diese Entwicklung positiv oder negativ auf die Trinkgeldgewohnheiten und die Verdienstmöglichkeiten der Servicemitarbeiter auswirken wird.

Referenz 1
www.t-online.de
Referenz 2
www.fr.de
Referenz 3
www.t-online.de
Quellen gesamt
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