
Im Markgräflerland stehen Weinbauern vor einer ernsthaften Herausforderung. Die Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae) und die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus) breiten sich in den Weinbergen aus und setzen den Anbau der Trauben massiv zu. Diese Schädlinge, die sich sowohl durch direkten Pflanzenkontakt als auch durch den Wind verbreiten, belasten die Weinproduzenten und gefährden die Ernte. Besonders betroffen sind verwilderte Reben, die als Brutstätten für die Reblaus dienen und zum Absterben der Pflanzen führen können. Dies berichtete der Südkurier.
Um dem Befall entgegenzuwirken, hat das Landratsamt Lörrach zwei Allgemeinverfügungen zur Bekämpfung der Schädlinge erlassen. Diese Regelung trat am 30. Januar 2023 in Kraft und bleibt bis zum 31. Januar 2028 gültig. Dabei sind die Maßnahmen auf verwilderte Reben und nicht bewirtschaftete Flächen beschränkt. Im benachbarten Landkreis Waldshut wird derzeit hingegen kein akuter Befall registriert. Dort hängen mögliche Maßnahmen von den auftretenden Schäden und Befällen ab.
Die Schädlinge im Detail
Die Reblaus hat eine Körpergröße von 0,7 bis 1,4 Millimetern und stellt im Weinbau einen bedeutenden Schädling dar. Besonders in Baden, einem der Hauptanbaugebiete für Wein, ist die Reblaus mittlerweile vollständig verbreitet. Eine ernstzunehmende Gefahr stellt auch die Amerikanische Rebzikade dar, die erstmals im August 2022 in den Gemeinden Bad Bellingen, Efringen-Kirchen und Schliengen nachgewiesen wurde. Diese Zikade, etwa fünf Millimeter groß, ist an ihren schwarzen Flügelspitzen und dem orange-weiß gestreiften Kopfbereich zu erkennen.
Die Rebzikade kann die Rebkrankheit Grapevine flavescence dorée phytoplasma (FD) übertragen, die zu einem vorzeitigen Absterben der Pflanzen und damit zu Ertragseinbußen führt. Ein Befallsgebiet erstreckt sich über 500 Meter um einen betroffenen Standort, während ein Gefährdungsbereich von mindestens zwei Kilometern ausgewiesen wird. Um den Schädlingen entgegenzuwirken, empfiehlt man verschiedene Maßnahmen, einschließlich des Einsatzes von Insektiziden, der Rodung und Verbrennung oder Häckselung des befallenen Holzes.
Monitoring und Prävention
Das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung des Befalls. Regelmäßige Monitoringmaßnahmen werden eingerichtet, um das Ausmaß der Rebzikaden-Infektion zu bestimmen. Ein Verdachtsfall muss umgehend dem Staatlichen Weinbauinstitut oder der Offizialberatung gemeldet werden. Die Allgemeinverfügung zur Bekämpfung der Schädlinge wird aufgehoben, sofern in zwei aufeinanderfolgenden Vegetationsperioden kein Befall mehr festgestellt wird.
In der Diskussion um die Bekämpfung der Schädlinge wird zudem auf die Bedeutung der Auchenorrhyncha-Familie hingewiesen. Diese Familie umfasst etwa 40.000 Arten von Insekten, zu denen auch die Rebzikade gehört. Diese Insekten haben einen spezialisierten Saugrüssel und können durch ihre Sprungkraft bis zu 70 Zentimeter hoch springen. Solche Eigenschaften machen die Bekämpfung umso komplizierter und erfordern ausgeklügelte strategische Maßnahmen der Weinbauern.
Die Herausforderungen, die durch Schädlinge wie die Reblaus und die Rebzikade entstehen, zeigen deutlich, wie verwundbar der Weinbau gegenüber Schädlingsbefall ist. Die Maßnahmen zur Bekämpfung müssen sowohl effektiv als auch nachhaltig gestaltet werden, um die Qualität und Quantität der Weinernte zu sichern. Während einige Landkreise wie Lörrach bereits aktiv sind, sieht sich ein anderer wie Waldshut in einer abwartenden Position, was die Akzeptanz der Landwirte für zukünftige Maßnahmen beeinflussen könnte.
Die Weinbauern in der Region sind gefordert, neue Strategien zur Bekämpfung dieser Schädlinge zu entwickeln, während gleichzeitig die Qualität des Weins und die Gesundheit der Rebstöcke gewahrt bleiben müssen.