DeutschlandStudieUmwelt

Delmenhorst kämpft gegen Arzneimittelreste im Abwasser – Sauberere Weser in Sicht!

Delmenhorst plant eine vierte Reinigungsstufe für die Kläranlage, um Arzneimittelrückstände im Abwasser zu beseitigen. Ziel ist ein sauberer Weserfluss und besserer Umweltschutz bis 2027.

Rund 1,9 Millionen Deutsche nehmen täglich Schmerzmittel ein, und die Rückstände dieser Medikamente gelangen unweigerlich ins Abwasser. Eine Studie des Umweltbundesamtes warnt, dass die Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt oft unterschätzt werden. In Delmenhorst, wo das Delme-Klinikum als größter Einleiter von Medikamenten ins Abwasser in Erscheinung tritt, wird nun an einer Lösung gearbeitet.

Die lokale Kläranlage Am Donneresch ist momentan nicht in der Lage, anthropogene Stoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Um dem entgegenzuwirken, plant die Stadt, eine vierte Reinigungsstufe einzuführen, die in der Lage sein soll, Mikroschadstoffe effektiv zu beseitigen. Geplant ist, dass 50 Prozent des Abwassers hierfür abgezapft werden, um diesen Fortschritt zu ermöglichen.

Finanzierung und Zeitrahmen

Die Investitionen für dieses Vorhaben werden teilweise durch das Förderprogramm „Verringerung von Spurenstoffen in Gewässern“ der niedersächsischen N-Bank zu 65 Prozent finanziert. Der Zuschuss von 4,52 Millionen Euro wurde kurz vor Weihnachten 2022 erteilt, und die Inbetriebnahme der neuen Reinigungsstufe ist frühestens für Ende 2027 vorgesehen. Der Plan zur Umsetzung existiert bereits seit 2019, und eine Machbarkeitsstudie wurde im Mai 2020 im Umweltausschuss präsentiert.

Die Kostenschätzung für die vierte Reinigungsstufe belief sich im Juni 2021 auf 4,37 Millionen Euro, wobei die Finanzierung anfangs schwierig war, da keine Fördertöpfe verfügbar waren. Im Herbst 2021 beschloss der Stadtrat, das Projekt dennoch fortzuführen, und im Jahr 2023 wurde das richtige Förderprogramm aufgesetzt. Zusammen mit vielen anderen Städten erhielten die Delmenhorster Stadtwerke den Zuschlag für die Fördermittel, doch die Investitionskosten sind mittlerweile auf 6,96 Millionen Euro gestiegen.

Technologie und Prozess

Die neue Reinigungsstufe soll ein Verfahren zur Ozonung mit einem Wirbelbett verwenden. Ozon hat sich als effektiv erwiesen; mit der richtigen Menge lassen sich Schmerzmittel bis zu 99 Prozent, Antibiotika bis zu 92 Prozent und Korrosionsschutzmittel bis zu 84 Prozent entfernen. Für das Delmenhorster Klärwerk wird die genaue Menge an eingesetzt Ozon derzeit noch ermittelt, wobei ein Schweizer Institut Tests durchführen soll.

Der demografische Wandel könnte die Konzentration von Humanarzneimitteln in der Umwelt weiter erhöhen, was die Notwendigkeit von Maßnahmen wie der vierten Reinigungsstufe unterstreicht. Arzneimittel gelangen hauptsächlich über das häusliche Abwasser in die Umwelt, und viele Verbindungen werden nach der Einnahme unverändert ausgeschieden. Das Umweltbundesamt schätzt, dass jährlich mehrere hundert Tonnen nicht verbrauchter Medikamente unsachgemäß über Spüle oder Toilette entsorgt werden, was zu besorgniserregenden Rückständen in Flüssen führt.

Die aktuelle Literatur zeigt, dass allein 156 Arzneimittelwirkstoffe in Deutschland nachgewiesen wurden, wobei 24 eine hohe Priorität haben. Dazu zählt beispielsweise Diclofenac, dessen schädliche Wirkung auf Wasserorganismen bekannt ist. Daher ist es von höchster Wichtigkeit, dass moderne Kläranlagen mit den erforderlichen Technologien ausgebaut werden, um die Umwelt nachhaltig zu schützen.

Referenz 1
www.weser-kurier.de
Referenz 2
www.umweltbundesamt.de
Referenz 3
www.umweltbundesamt.de
Quellen gesamt
Web: 12Social: 92Foren: 82