
Im Ostkongo hat die M23-Miliz eine einseitige Waffenruhe in der Stadt Goma ausgerufen. Diese Entscheidung, die aus humanitären Gründen verkündet wurde, trat bereits am Dienstag in Kraft. Die M23 erklärte zudem, dass sie nicht die Kontrolle über Bukavu oder andere Gebiete übernehmen wolle. Die Region Nord-Kivu, geprägt von jahrelangen gewaltsamen Konflikten, hat in den letzten Wochen eine besorgniserregende Eskalation der Gewalt erlebt, die zu symbolischen 700 Todesopfern in nur wenigen Tagen führte. Bischof Willy Ngumbi Ngengele beschreibt die Sicherheitslage in Goma als prekär, wo zahlreiche Schulen geschlossen und viele Gebäude erheblich beschädigt oder gar zerstört wurden.
Die UN berichteten von einer Überlastung der Krankenhäuser und einem akuten Mangel an notwendigen Medikamenten sowie Ausrüstungen. Besonders alarmierend ist die Situation von etwa einer Million Binnenvertriebenen, die unter katastrophalen Bedingungen leben. Mit dem Schließen von Flüchtlingslagern haben viele keinen Zugang mehr zu ihren Heimatdörfern. Die Internetverbindungen sind im Ostkongo problematisch, was den Vertriebenen zusätzliche Schwierigkeiten bereitet, Kontakt zur Außenwelt zu halten. In Anbetracht der gravierenden humanitären Krise hat die SPD angekündigt, die Entwicklungshilfe aufgrund des Konflikts im Kongo einzufrieren.
Internationale Reaktionen und Versöhnungspläne
Die katholische Bischofskonferenz (CENCO) und die protestantische „Église du Christ au Congo“ (ECC) haben einen Versöhnungsplan entwickelt, der bereits Präsident Félix Tshisekedi vorgestellt wurde und als lobenswertes Projekt angesehen wird. Vor diesem Hintergrund trafen sich in den nächsten Tagen internationale Akteure, um über den Konflikt zu diskutieren. Rwandas Präsident Paul Kagame führte Gespräche über einen möglichen Waffenstillstand mit hochrangigen US-Vertretern, während die UNO vor einer möglichen Verschärfung der Sicherheitslage warnte. Die UNHCR meldete, dass seit Jahresbeginn über 400.000 Menschen in Ostkongo neu vertrieben wurden, zusätzlich zu den bereits über fünf Millionen Vertriebenen in der Region.
Rwanda beansprucht, einen internationalen Umgang mit bewaffneten Gruppen im Ostkongo pflegen zu müssen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen. Die M23 selbst hat sich seit erneutem Auftreten im Jahr 2021 stark verstärkt und kontrolliert mittlerweile große Teile Gomas, einschließlich des Flughafens. Die Gruppe zählt etwa 8.000 Kämpfer und erhält umfangreiche Unterstützung von Ruanda. Die Vereinten Nationen haben Berichte veröffentlicht, die darauf hinweisen, dass bis zu 4.000 rwandische Soldaten in den Kongo entsandt wurden, um die M23 zu unterstützen, was die Spannungen zwischen den beiden Ländern weiter anheizt.
Die geopolitischen Implikationen der Situation
Die Aneignung von Goma, einer strategisch wichtigen Wirtschaftsregion am Kivusee, könnte die gesamte Region destabilisieren. Der Kongo-Konflikt, der über zwei große Kriege zwischen 1996 und 2003 und die damit verbundene humanitäre Katastrophe mit schätzungsweise sechs Millionen Toten führte, könnte durch die aktuellen Ereignisse erneut auf eine gefährliche Eskalation zusteuern. Diese Entwicklungen werden von einer Vielzahl internationaler Akteure beobachtet. Westliche Länder, darunter Großbritannien, Frankreich und die USA, haben Rwandas Einmischung scharf kritisiert, während der UN-Sicherheitsrat in seltener Einmütigkeit die Invasion Gomas verurteilt hat.
Analysten warnen, dass es schwieriger werden könnte, einen Rückzug der M23 zu sichern als im Jahr 2012, als die Gruppe Goma bereits einmal kurzfristig besetzte, bevor sie sich zurückzog. Aufgrund der politischen und militärischen Verstrickungen in der Region könnte die aktuelle Situation nicht nur lokale, sondern auch regionale Auswirkungen haben. Es bleibt abzuwarten, ob die internationalen Bemühungen um Frieden und Stabilität Früchte tragen werden.
Für Goma und die gesamte Region ist der Weg zu einem dauerhaften Frieden noch lang, und die Bewohner hoffen, dass ihre humanitären Anliegen und der Ruf nach Sicherheit von den Entscheidungsträgern gehört werden. Die Entwicklungen in Goma bleiben weiterhin kritisch und verdienen besondere Aufmerksamkeit von der internationalen Gemeinschaft.