
Am 4. Februar 2025 fand im Friedrich Schadeberg-Hörsaal der Universität Siegen ein bedeutendes Symposium statt, das der Verabschiedung des ehemaligen Kanzlers Ulf Richter und des ehemaligen Rektors Prof. Dr. Holger Burckhart gewidmet war. Die Veranstaltung, die unter dem Thema „Moral in Wissenschaft, Verwaltung und Politik“ stand, zog zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft und Politik an, darunter NRWs Wissenschaftsministerin Ina Brandes und die aktuelle Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese. Brandes stellte in ihrer Ansprache die Bedeutung von Burckharts Engagement für die Quantencomputing-Plattform „EIN Quantum NRW“ heraus und würdigte Richters Rolle in der Vernetzung von Universität und Stadt, insbesondere durch die Verlagerung von Teilen der Universität in die Siegener Innenstadt.
Prof. Dr. Stefanie Reese skizzierte in ihren Ausführungen die zukünftigen Strategien der Universität, um die Beziehung zwischen Hochschule und Wirtschaft weiter zu intensivieren. Dabei nannte sie die gesunkenen Studierendenzahlen und die angespannte finanzielle Situation als zentrale Herausforderungen. Ihre geplanten Maßnahmen umfassen unter anderem die Einführung dualer Studiengänge, die Schaffung von Stiftungsprofessuren, sowie die Intensivierung gemeinsamer Projekte und Transferaktivitäten. Ina Brandes lobte zudem die „strategische Klarheit“ von Reese, die neue Wege aufgezeigt hat.
Impulse zur ethischen Verantwortung
Im Rahmen des Symposiums wurden zwei Impulsvorträge gehalten. Michael Quante erörterte den „Nachhaltigkeit als moralischen Auftrag wissenschaftlicher Verantwortung“, während Prof. Dr. Tobias Hönig das Projekt „Neue Architekturschule Siegen“ vorstellte. Eine anschließende Podiumsdiskussion mit namhaften Experten, darunter Isabell Pfeiffer-Poensgen von der Siemens-Stiftung und Dieter Kaufmann, Kanzler der Universität Ulm, vertiefte die Thematik weiter.
Die musikalische Begleitung der Veranstaltung wurde von Thorsten Wagner, Lawrence Wilde und Nelly Luges übernommen, was dem Anlass eine festliche Note verlieh.
Quantencomputing als Zukunftstechnologie
Parallel zu diesen Entwicklungen wird die Universität Siegen auch als Standort des ersten deutschen Quantencomputers prominenter. Das Thema Quantencomputing gilt als eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft, die bis Ende des Jahrzehnts zahlreiche Bereiche wie Finanzwesen, Logistik und Medizin revolutionieren könnte. Um Nordrhein-Westfalen als Zentrum der Quantenforschung zu etablieren, wurde im März 2022 das Netzwerk „EIN Quantum NRW“ ins Leben gerufen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit zehn Universitäten und drei außeruniversitären Einrichtungen.
Ein besonders vielversprechendes Start-up ist „eleQtron“, das erste deutsche Unternehmen für Quantencomputer-Hardware, gegründet 2020 von Prof. Dr. Christof Wunderlich. eleQtron hat sich zum Ziel gesetzt, Dienstleistungen im Bereich Quantencomputing speziell für mittelständische Unternehmen anzubieten und hat bereits Büroräume am Emmy-Noether-Campus angemietet. Der dort entwickelte „Siegener Quantencomputer“ kann momentan bis zu acht ionisierte Atome, also Qubits, gleichzeitig verarbeiten, während leistungsfähigere Modelle bereits in der Entwicklung sind.
Das Konzept wird durch das BMBF-geförderte Projekt „MIQRO“ mit einem Budget von 15,8 Millionen Euro weiter vorangetrieben. EleQtron profitiert stark von der Nähe zur Forschung und Infrastruktur der Universität Siegen, was auch Vorteile für die Studierenden-Ausbildung verspricht. Prodekan Prof. Dr. Ivor Fleck sieht durch diese Kooperation deutliche Synergien, insbesondere im Hinblick auf die Beantragung von Fördermitteln.
Herausforderungen und Chancen
Eine aktuelle Studie des DLR Projektträgers mit dem Titel „Quantencomputing im Aufbruch“ hebt die Fortschritte im Quantencomputing hervor, benennt jedoch auch die Herausforderungen bei der wirtschaftlichen Nutzung. Die Studie empfiehlt substanzielle öffentliche Förderungen zur Entwicklung eines Quantencomputing-Ökosystems sowie langfristige Förderzusagen, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Diese Empfehlungen sind entscheidend, um das Potenzial des Quantencomputings für die Wirtschaft voll auszuschöpfen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Entwicklungen in der Quantenforschung in Siegen nicht nur die Universität, sondern auch die gesamte Region nachhaltig prägen werden. Eine enge Verzahnung von Wissenschaft, Wirtschaft und politischer Unterstützung scheint der Schlüssel zum Erfolg in diesem zukunftsträchtigen Feld zu sein.
Uni Siegen berichtet über das Symposium
Das VDSM-Netzwerk über den Quantencomputer
DLR Projektträger zur Zukunft des Quantencomputings