
In Brandenburg wächst der Konflikt zwischen Landwirten und Naturschützern aufgrund der stark steigenden Wolfspopulation. Mit mehr als 2.000 Wölfen hat Brandenburg die höchste Dichte weltweit. Dies führt zu steigenden Spannungen, insbesondere da in der Region zahlreiche Schafe getötet werden. Das Agrarministerium des Bundeslandes plant daher, eine Abschussquote für Wölfe einzuführen, die derzeit als streng geschützte Tiere gelten. Agrar-Sekretär Gregor Beyer (parteilos) betont die Notwendigkeit dieses Plans, um die Balance zwischen Artenschutz und der Weidetierhaltung zu wahren. Er stellt jedoch klar, dass der Wolf zur Region gehört und die Population selbst nicht gefährdet werden soll. Aktuell ist ein politischer Rahmen in Erarbeitung, um diese Regelungen zu lockern und den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, was für 2026 realistisch sein könnte, abhängig von den bevorstehenden Änderungen im EU-Recht.
Der EU-weite Schutzstatus des Wolfs erweist sich als Hindernis für flexiblere Managementstrategien, wie sie Bundesumweltministerin Steffi Lemke einfordert. Die EU-Staaten haben kürzlich für einen erleichterten Abschuss von Wölfen gestimmt. Deutschland unterstützt diese Entscheidung, und die Bundesregierung hat Änderungen zugestimmt, die eine Mehrheit unter den 27 EU-Staaten sichern sollen. Laut tagesschau.de leben mittlerweile über 20.000 Wölfe in der EU, wobei die Bestände sich dank des strengen Schutzes erheblich erholt haben. Jedoch leiden die Landwirte unter den wiederaufblühenden Wolfsbeständen in verschiedenen Ländern Europas, insbesondere in Spanien, Frankreich und Italien, wo Wölfe regelmäßig Nutztiere reißen.
Gesellschaftlicher Konsens und Herdenschutz
Um die steigenden Konflikte zwischen den Interessen von Naturschützern und Landwirten zu lösen, sieht Beyer die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Konsenses. Er plant ein „großes Wolfsplenum“ zur Diskussion der Sorgen und Vorschläge aller Beteiligten, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Naturschützer weisen jedoch darauf hin, dass Herdenschutzmaßnahmen, wie Zäune und Herdenschutzhunde, unerlässlich sind, um die Schafe und andere Weidetiere vor Wolfsangriffen zu schützen. Der NABU fordert eine Priorisierung solcher Schutzmaßnahmen in der Politik. Bei einer Herabstufung des Schutzstatus könnte die Gefahr für Wölfe im Sinne von Tötungen durch Menschen steigen.
Während in einigen EU-Staaten, beispielsweise in den baltischen Ländern, bereits Ausnahmeregelungen für den Wolfsabschuss bestehen, ist der Wolf in Deutschland derzeit durch strenge Gesetze geschützt. Verstöße können mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug sanktioniert werden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass in Estland jährlich etwa 100 Wölfe legal während der Jagdsaison erlegt werden, während in Deutschland das Jagdrecht für den Wolf aktuell eine ganzjährige Schonzeit vorsieht, um die Art zu bewahren. Dies wird durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU unterstützt, die besondere Schutzgebiete für den Wolf fordert, um seinen Lebensraum zu sichern, wie auf nabu.de dargelegt wird.
Die Diskussion um die Wolfpopulation und die durch sie bedingten Konflikte zeigt klar, dass es an der Zeit ist, eine Balance zwischen dem Schutz des wiedererhaltenen Bestandes und den Belangen der Landwirte zu finden. In verschiedenen europäischen Ländern, wie Schweden und Italien, sind bereits Regelungen zur kontrollierten Jagd getroffen worden, um mit den Herausforderungen umzugehen. Die Entwicklungen in Brandenburg könnten somit richtungsweisend für andere Bundesländer und EU-Staaten sein, die ähnliche Probleme mit Wölfen und deren Schutzstatus erleben.