
Im aktuellen Verfahren gegen den ehemaligen Präsidenten des spanischen Fußballverbands Luis Rubiales bezeugte die spanische Fußballspielerin Jenni Hermoso, dass sie dem umstrittenen Kuss nicht zugestimmt habe. Dies geschah während des Prozesses, der am 3. Februar 2025 am Nationalgericht in San Fernando de Henares, in der Nähe von Madrid, stattfand. Hermoso erklärte, dass der Kuss, der nach dem Gewinn des Frauen-Weltmeistertitels am 20. August 2023 gegen England in Sydney stattfand, ihre Freude über den Sieg „befleckt“ habe. Die Öffentlichkeit reagierte entsetzt auf den Vorfall, der Hermoso zu einem Symbol im Kampf gegen Sexismus im Sport machte.
Im Rahmen ihrer Aussage beschrieb Hermoso den Kuss als unangemessen und betonte, dass der Vorfall „in keinem sozialen oder beruflichen Umfeld“ hätte stattfinden dürfen. Sie fühlte sich durch die Handlung respektlos behandelt, was den glücklichsten Tag ihres Lebens ruinierte. Diese Empfindungen gipfeln in der Klage der Staatsanwaltschaft, die eine zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung für Rubiales fordert, der die Vorwürfe bestreitet und den Kuss als „Küsschen zwischen Freunden zur Feier“ klassifiziert.
Details der Vorfälle
Der noch andauernde Prozess wird von Augenzeugen und Teamkolleginnen Hermosos begleitet, darunter die Ballon-d’Or-Gewinnerin Alexia Putellas. Hermoso berichtete außerdem von den Anstrengungen des RFEF, Rubiales zu schützen. Dabei sei ihr ein vorbereiteter schriftlicher Statement vorgelegt worden, um die Situation zu entschärfen. Hermoso weigerte sich, Rubiales auf dessen Bitte um Unterstützung zu helfen, auch in Anbetracht seiner Anmerkung, dass dies für seine Töchter wichtig sein könnte.
Nach dem Vorfall sah sich Hermoso einem intensiven Medieninteresse und sogar Todesdrohungen gegenüber, was ihr Gefühl der Unsicherheit in Madrid verstärkte. Der Vorfall führte zu einem Boykott ihrer Teamkolleginnen und bedeutenden Änderungen innerhalb des RFEF, wie der Ernennung einer weiblichen Trainerin für die Frauennationalmannschaft.
Kontext zu sexualisierter Gewalt im Sport
Der Fall hat das generelle Thema sexualisierter Gewalt im Sport erneut ins Licht gerückt. Schätzungen zeigen, dass jede dritte Sportlerin bereits sexualisierte Gewalt erfahren hat. Die Thematik war lange tabuisiert, doch seit skandalösen Enthüllungen im Jahr 2010 hat sich eine gesellschaftliche Veränderung vollzogen. Der Deutsche Olympische Sportbund hat Mitglieder dazu verpflichtet, bis Ende 2024 entsprechende Maßnahmen umzusetzen und bietet Fortbildungsmöglichkeiten an.
Diese Problematik wird durch Hermosos Aussagen verstärkt, da sie aufzeigt, wie tief verwurzelt Machtmissbrauch im Sport ist. Die jüngste Reform des spanischen Strafrechts, die einen nicht einvernehmlichen Kuss als sexuellen Übergriff klassifiziert, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um solche Taten zu adressieren und zu ahnden.
Der Prozess gegen Rubiales wird voraussichtlich bis zum 19. Februar 2025 fortgesetzt. Ob er für die von Hermoso beschriebenen Taten verurteilt wird, bleibt abzuwarten.
Für weitere Informationen zu den Details des Falls und den Aussagen im Prozess, verweisen wir auf die Berichterstattung von Al Jazeera und ESPN. Zur allgemeinen Diskussion über sexualisierte Gewalt im Sport empfehlen wir den Artikel von SWR.