
In der aktuellen Diskussion über die Arbeitswelt in Deutschland zeigt sich ein eindeutiger Wandel, der durch hybride Arbeitsmodelle und Homeoffice geprägt ist. Diese Entwicklungen sind nicht nur das Ergebnis der Corona-Pandemie, sondern bieten auch neue Perspektiven auf die Anforderungen und Wünsche der Arbeitnehmer. Ein verschärfter Blick auf die Arbeitsmoral und Produktivität wirft dabei interessante Fragen auf.
In den letzten Jahren haben immer mehr deutsche Arbeitnehmer den Wunsch nach flexiblerem Arbeiten geäußert. Eine Umfrage zeigt, dass 80% der Befragten in Deutschland mindestens einmal pro Woche im Homeoffice arbeiten. Diese Flexibilität wird vor allem von der Generation Z geschätzt, von denen 32% Wert auf hybride Arbeitsmodelle legen (Flexopus). Der Slogan „Wir brauchen wieder mehr Bock auf Arbeit“, geprägt von Steffen Kampeter, ist ein anhaltender Appell, der in der Wirtschaft Widerhall findet. Führungsfiguren wie Christian Sewing von der Deutschen Bank und Ola Källenius von Mercedes haben ähnliche Gedanken geäußert.
Wunsch nach weniger Arbeit
Ein Teil der Diskussion konzentriert sich auf den vermeintlichen Rückgang der Arbeitsstunden und die Frage, ob die Deutschen weniger arbeiten als zuvor. Sebastian Dullien vom IMK hebt hervor, dass der Wunsch nach weniger Arbeit nicht mit Faulheit gleichzusetzen ist. Vielmehr ist er ein normaler Wunsch der Arbeitnehmer, der eine bessere Work-Life-Balance widerspiegelt. Dullien verweist auch auf eine gestiegene Anzahl der Arbeitsstunden seit 2003, unterbrochen nur durch die Corona-Pandemie.
Ein deutschlandweiter Test der Vier-Tage-Woche verdeutlichte, dass kürzere Arbeitszeiten den Stress reduzieren und die Zufriedenheit erhöhen. Holger Schäfer vom IW warnt jedoch auch vor den Risiken, die eine Reduzierung der Arbeitszeit mit sich bringen könnte, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels in Deutschland. Bis 2030 könnte das Arbeitskräftepotenzial um bis zu vier Millionen Personen sinken.
New Work und hybride Modelle
Das Konzept „New Work“ zielt darauf ab, eine positive Work-Life-Balance und mehr Flexibilität zu bieten. Doch die Ergebnisse zeigen einen Rückgang in der praktischen Umsetzung. Während Unternehmen zunehmend dazu übergehen, hybride Arbeitsmodelle zu implementieren, bleibt auch die Anwesenheitspflicht im Büro ein wichtiges Thema, da persönliche Interaktionen als Quelle der Innovation betrachtet werden. Jean-Victor Alipour vom Ifo Institut bestätigt, dass es Rückgänge der Produktivität bei Vollzeit-Remote-Arbeit gegeben hat. Hybride Modelle hingegen zeigen neutrale bis leicht positive Effekte auf die Produktivität, was auf die Bedeutung von persönlichem Kontakt hindeutet (Remszeitung).
Unternehmen sehen sich nun auch einer veränderten Erwartungshaltung der Mitarbeiter gegenüber. Über die Hälfte der Beschäftigten möchte in der Lage sein, von zu Hause aus zu arbeiten, und der weit verbreitete Wunsch nach einem Recht auf mobiles Arbeiten wächst. Dies führt zu einem Wandel in der Büroausstattung, wobei Desk Sharing und flexible Arbeitsplatzkonzepte zunehmend Einzug halten (Flexopus).
Führung in der neuen Arbeitswelt
Die Rolle von Führungskräften ist in diesem Kontext entscheidend. Sie müssen lernen, zwischen Führen und Folgen zu balancieren und ihre Mitarbeiter zur Eigenverantwortung zu befähigen. In hybriden Arbeitsumgebungen übernehmen sie verschiedene Rollen, die auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind. Laut Microsofts „The Future of New Work“ Report agieren Führungskräfte als „Champion“, „Catalyst“, „Coach“ und „Conductor“, um die Zusammenarbeit innerhalb des Teams zu fördern (Haufe Akademie).
Die Herausforderungen bleiben jedoch bestehen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt und den damit verbundenen Veränderungen müssen Unternehmen ihre Strategien anpassen, um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.