
Am Sonntag, dem 2. Februar 2025, versammelten sich über 1000 Menschen auf dem Alten Markt in Potsdam, um gegen die politische Ausrichtung der Parteien AfD und CDU zu demonstrieren. Anlass war die Abstimmung im Bundestag über eine verschärfte Migrationspolitik, die von den Abgeordneten der CDU, FDP und AfD unterstützt wurde. Die Veranstaltung wurde vom Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ organisiert und startete um 14 Uhr. Schätzungen zufolge waren es rund 3000 Teilnehmer, die zwischen dem Brandenburger Landtag, dem Potsdam Museum und der Nikolaikirche präsent waren. Teilnehmer aus verschiedenen politischen Lagern und Bürgerinitiativen zeigten ihre Solidarität.
Die Demonstranten gedachten mit eindrucksvollen Symbolen des Protestes. Viele hielten selbstgebastelte Pappschilder und Fahnen von verschiedenen Gewerkschaften sowie den Grünen und der Linken hoch. Der Bündnissprecher Stefan Wollenberg forderte, dass alle Menschen, die in Deutschland leben möchten, einen Platz in der Gesellschaft haben sollten. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede, in der er sich entschieden gegen eine Normalisierung der extremen Rechten aussprach und einhelligen Applaus erntete, als er betonte, dass es keine Zusammenarbeit mit rechten Parteien geben dürfe. Diese Haltung spiegelte sich auch in einer symbolischen Brandmauer aus Kartons wider, die mit Werten wie Respekt, Vielfalt und Anstand beschriftet war.
Besorgnis in der jüdischen Gemeinde
Die Demonstration fand nicht nur in Potsdam Beachtung. Die Jüdische Gemeinde äußerte Besorgnis über die zunehmende Stärkung extremistischer Kräfte in Deutschland. Evgeni Kutikow, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Potsdam, kritisierte die Abstimmung im Bundestag als einen Schulterschluss mit der AfD. In diesem Kontext erhoben auch Stadtpolitiker verschiedener Parteien ihre Stimmen gegen Rassismus und Ausgrenzung.
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Teilnahme von Angelika Zädow, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Potsdam, und Fouad Abdallah, Vorsitzender der AG Migration und Vielfalt SPD Brandenburg, die ebenfalls gegen die aktuelle Migrationspolitik Stellung bezogen und für mehr Integration plädierten. Schubert forderte zudem eine finanzielle Stärkung der Integrationsmaßnahmen anstatt weiterer Mittel für die Grenzsicherung.
Ein Teil einer größeren Bewegung
Die Proteste in Potsdam sind Teil einer deutschlandweiten Bewegung. Seit Donnerstag haben in verschiedenen Städten Tausende Menschen gegen Rechts demonstriert. Die Organisation Terre des Hommes, welche sich für Kinderrechte und gegen menschenfeindliche Gedanken einsetzt, hat zum aktiven Widerstand aufgerufen, um der zunehmenden Infragestellung von Menschenrechten und Toleranz in Deutschland entgegenzuwirken. Ein zentrales Anliegen ist die Appellierung an die politischen Akteure, Distanz zu rechten Positionen zu wahren und die Brandmauer zur AfD aufrechtzuerhalten.
Die vorangegangenen Vorfälle im Bundestag haben auch das Engagement vor Ort beeinflusst. Brandenburgs CDU-Landeschef Jan Redmann verteidigte die umstrittene Abstimmung, während die SPD und die Grünen klar dagegen positionierten. Die Ereignisse in Potsdam zeigen eindringlich, dass die gesellschaftlichen Spannungen in Bezug auf Migrationsfragen und die Rechtsentwicklung in Deutschland weiterhin bestehen und die Zivilgesellschaft unter Druck setzt.
Die Demonstrationen in Potsdam und darüber hinaus dienen als Mahnung und Plattform für viele Bürgerinnen und Bürger, die sich eine offene, vielfältige und respektvolle Gesellschaft wünschen.
Die detaillierte Berichterstattung zu diesem Thema finden Sie unter maz-online.de, tagesspiegel.de und tdh.de.