
Im Jahr 2025 geht die AfD erstmals mit einer Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf: Alice Weidel. Diese Entscheidung scheint auf den ersten Blick in die Strategie der Partei zu passen, bürgerliche Wählerschaften anzusprechen. Weidel gilt parteiintern als „anschlussfähig“ in bürgerlichen Milieus, wie aus internen Strategiepapiere hervorgeht. Doch entgegen dieser Inszenierung stellen sich Fragen über ihre Beziehung zu extremen Rechten innerhalb der Partei, insbesondere zu Björn Höcke, der als eine der einflussreichsten Figuren der extremen Rechten gilt. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass der bevorstehende Wahlkampf auch durch den Podcast „Auf den Punkt“, der am 23. Februar startet, begleitet wird.
Dieser Podcast wird in sechs Episoden die Hintergründe und Überzeugungen der Wahlkampfakteure beleuchten. So wird es beispielsweise eine Episode über Robert Habeck am 8. Februar und über Sahra Wagenknecht am 15. Februar geben. Die erste Episode zu Olaf Scholz ist bereits erschienen. Jedes Wochenende werden neue Folgen veröffentlicht, um die Wähler in dieser entscheidenden Phase zu informieren.
Alice Weidels Rolle und ihre Ambitionen
Alice Weidel präsentiert sich als das bürgerliche Gesicht der AfD. Doch trotz ihrer Offenheit signalisiert ihr Auftritt beim Parteitag in Riesa, dass es auch eine aggressive Seite gibt. Laut Tagesschau hat sie immer wieder radikale Ansichten vertreten und ist mit einer Wortwahl aufgefallen, die in rechtsextremen Kreisen populär ist. Der Begriff „Remigration“ ist nur eines der Beispiele. Bereits 2018 äußerte sich Weidel abwertend über bestimmte Bevölkerungsgruppen.
Obwohl sie in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt und Kinder mit einer Frau hat, inszeniert sich Weidel als disziplinierte und ambitionierte Politikerin. Ihr Lebensstil, der nicht dem traditionellen Familienbild der AfD entspricht, wird von der Parteibasis akzeptiert, obwohl Weidel betont, dass sie nicht queer sei. Dies zeigt eine gewisse Komplexität in ihrer Rolle innerhalb der Partei. Die Amadeu Antonio Stiftung hebt hervor, dass die AfD geschlechter- und familienpolitische Zielsetzungen hat, die stark von antifeministischen und traditionellen Werten geprägt sind.
Die AfD und ihre Ideologie
Die AfD propagiert eine Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen und lehnt Emanzipationsbewegungen ab. Diese Positionierung ist Teil einer breiteren Strategie, die darauf abzielt, die Bevölkerung in einer von der Partei als „kulturell bedroht“ empfundenen Situation zu mobilisieren. Der Parteivorsitzende Maximilian Krah hat die Übereinstimmung mit dieser Identität betont, die von der AfD als Grundlage ihrer politischen Agenda angesehen wird.
In ihrem Programm zur Bundestagswahl 2021, das den Titel „Deutschland. Aber normal“ trägt, definiert die AfD Normalität als Heteronormativität und patriarchale Familienstrukturen. Sie sieht eine „demografische Katastrophe“ durch angeblich „familienzersetzende Politik“ und Feminismus. Die Forderungen nach einer geburtenfördernden Familienpolitik in der AfD sind ein Versuch, den Geburtenrückgang zu bekämpfen, den die Partei als existenzielle Bedrohung betrachtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Alice Weidel eine zentrale Figur in der aktuellen politischen Landschaft der AfD darstellt. Trotz ihrer scheinbaren Nähe zu bürgerlichen Werten bleibt sie in ihrer Rhetorik und ihren politischen Positionen tief in einer radikalen und rechtsextremen Ideologie verwurzelt. Der bevorstehende Wahlkampf wird maßgeblich von dieser ambivalenten Position geprägt sein und gibt einen spannenden Einblick in die zukünftige Ausrichtung der AfD.