
Am 2. Februar 2025 feierte das Chemnitzer Ballett unter der Leitung von Sabrina Sadowska seine vierte Premiere der Reihe „Die Moderne geht…“ im Stadtbad Chemnitz. Diese beeindruckende Aufführung bot nicht nur die Möglichkeit, talentierte Tänzer in einem außergewöhnlichen Umfeld zu erleben, sondern zog auch die Blicke auf die fünf Meter hohen Riesenwasserblasen, die geschickt in die Choreografie integriert wurden.
Das Stadtbad Chemnitz, das 2025 sein 90-jähriges Bestehen feiert, diente als Bühne für diese Neuinterpretation moderner Tanzkunst. Die Gestaltung des Gebäudes orientierte sich an der Tradition des Neuen Bauens, was die Inszenierung in einem einzigartigen Kontext verankert. Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten hierbei eine Experimentierfreude, die sowohl die Architektur als auch die Darbietungen lebendig werden ließ. So wird die Aufführung zu einem Fest der Sinne, das Konventionen gezielt infrage stellt.
Künstlerische Inspiration und historische Verankerung
Inspiration fand die Aufführung in der Aufbruchsstimmung, die zur Zeit von Stadtbaudirektor Fred Otto, der maßgeblich an der Schaffung des Stadtbades beteiligt war, in Chemnitz herrschte. Ballett Chemnitz möchte mit diesen Choreografien deutlich machen, dass die Kunst in dieser Umgebung nicht nur statisch ist, sondern eher eine dynamische und sinnliche Veränderung suggeriert. Das Publikum wird eingeladen, sich auf ein Wechselspiel zwischen modernen Elementen und der Architektur des Bauwerks einzulassen.
Die Entwicklung des Balletts selbst hat im Laufe der Geschichte viele Veränderungen erlebt. So dominierten im 19. Jahrhundert Frauen die Bühne und der Spitzentanz, das Tanzen „en pointe“, wurde zu einem zentralen Element in den Darbietungen. Diese Technik vermittelte die Illusion einer etherealität und zog das Publikum in ihren Bann. Die berühmte Ballerina Marie Taglioni war eine der Pionierinnen des Spitzentanzes und machte mit ihrem Auftritt in „La Sylphide“ 1832 das fantastische Element im Ballett salonfähig. Bei diesen künstlerischen Darbietungen kommen auch heute noch diese klassischen Einflüsse zur Geltung, was die Verbindung von Tradition und Moderne im Ballett verdeutlicht.
Die Premiere „Die Moderne geht…“ im Stadtbad Chemnitz ist somit nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur reichen Geschichte des Balletts selbst. Der Einfluss von Tanztheoretikern und Choreografen wie Carlo Blasis, der die Grundlagen der Spitzentechnik maßgeblich prägte, ist bis heute spürbar. Die gegenwärtigen Choreografien werden weiter entwickelt und drücken ein Bewusstsein für den Reichtum der Tanzgeschichte aus.
Insgesamt bietet die Veranstaltung im Stadtbad Chemnitz einen faszinierenden Einblick in die Schnittstelle zwischen Moderne und historischer Balletttradition und lädt das Publikum ein, diese tiefgreifende Kunstform neu zu erleben.