
Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wurde seit fast neun Monaten wieder geöffnet, wodurch mehrere Patienten aus Gaza zur medizinischen Behandlung nach Ägypten gebracht werden konnten. Sicherheitskreise und der Ägyptische Rote Halbmond bestätigten die Ausreise der ersten Patienten, darunter ein Junge mit einer Immunkrankheit und ein Mädchen, dem ein Bein amputiert werden sollte. Ursprünglich sollten rund 50 Patienten Gaza verlassen. Der Grenzübergang Rafah stellt den einzigen Zugang dar, der nicht über israelisches Gebiet führt, und war seit der Übernahme der Kontrolle durch die israelische Armee im Mai 2023 geschlossen. Laut Tagesspiegel ist Rafah entscheidend für die Ausreise kranker Menschen und die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza.
Die Situation im Gazastreifen bleibt jedoch angespannt. Rund zwei Millionen Menschen leiden nach Angaben der UN an Hunger, und der Zugang zu humanitären Hilfsgütern bleibt stark eingeschränkt. Bisher kommen Hilfsgüter nur über von Israel kontrollierte Übergänge in den Gazastreifen, während die Hoffnung auf die Einfuhr von mehr als 500 Lastwagen täglich nach Gaza besteht. Diese Hoffnung wurde von einem Sprecher des US-Außenministeriums geäußert, bleibt jedoch far von der Realität, was die Verteilung von Lebensmitteln und medizinischer Hilfe angeht.
Humanitäre Krise und der Einfluss der Offensive
Die humanitäre Krise wird durch die andauernde militärische Offensive der israelischen Streitkräfte weiter verschärft. Der Grenzübergang Rafah bleibt stark von den militärischen Aktivitäten betroffen, was die Einsatzmöglichkeiten humanitärer Organisationen wie dem International Rescue Committee (IRC) erheblich einschränkt. Der Zugang zu medizinischer Versorgung wird durch die Schließung des Übergangs und die Blockade von humanitären Helfenden und Hilfsgütern, einschließlich Treibstoff, behindert. Dies führt laut rescue.org zu einem akuten Mangel an lebenswichtigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen.
Die Lage in Gaza wird als katastrophal beschrieben. Berichte von Ärzte ohne Grenzen (MSF) belegen, dass das Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch steht. Mehrere Gesundheitseinrichtungen, wie das Kuwaiti Krankenhaus in Rafah, stehen vor Evakuierungsbefehlen. Die Ernährungssicherheit hat einen kritischen Punkt erreicht, wobei bis zu neun Prozent der Kinder im Süden Gazas an akuter Unterernährung leidet. Acht von zwölf UN-unterstützten Bäckereien haben bereits den Betrieb eingestellt und die verbleibenden stehen kurz vor der Schließung.
Notwendigkeit für einen Waffenstillstand
Die Notlage in Gaza ist alarmierend. Berichten zufolge benötigen 12.000 bis 14.000 Menschen dringend medizinische Hilfe, darunter mindestens 2.500 Kinder. MSF hat wiederholt einen sofortigen Waffenstillstand gefordert, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Die Zivilbevölkerung wird wiederholt als Ziel militärischer Angriffe beschrieben, was die Situation weiter verschlechtert. Ein Mitarbeiter von MSF und seine Familie wurden im Dezember 2024 bei einem Luftangriff getötet, was die gravierenden Gefahren für die Zivilbevölkerung unterstreicht.
In der Hoffnung auf Linderung der humanitären Krise wurde eine vorübergehende Waffenruhe am 19. Januar 2025 ausgerufen. Nach mehr als 465 Tagen des Konflikts und über 46.000 getöteten Menschen wird sie jedoch als zu spät angesehen. Die sichtlich eingeschränkte Versorgung der Zivilbevölkerung verdeutlicht die Dringlichkeit, humanitäre Hilfe ungehindert in den Gazastreifen zu bringen und den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, was auch stillschweigende Appelle von Organisationen wie dem IRC mit sich bringt.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, den humanitären Zugriff zu ermöglichen und die Notlage der palästinensischen Zivilbevölkerung zu mildern. In Anbetracht der bestehenden humanitären Krise sind sofortige Maßnahmen unerlässlich.