
Online-Shops wie Temu und Shein erfreuen sich wachsender Beliebtheit in Deutschland und Europa, insbesondere aufgrund ihrer attraktiven Preise. Der Kauf von Produkten zu deutlich niedrigeren Preisen als bei etablierten Einzelhändlern wie Amazon zieht zahlreiche Kunden an, auch wenn die Lieferzeiten oft länger sind. Diese billigen Angebote werden nicht nur von Verbrauchern geschätzt, sondern werfen auch Fragen zur Produktsicherheit auf, die Verbraucherschützer, darunter Ron Perduss, seit geraumer Zeit beschäftigen. Perduss warnt eindringlich vor möglichen gesundheitlichen Risiken, die mit den Produkten von Temu und Shein verbunden sein könnten, da die Kontrolle über Materialien und Inhaltsstoffe oft lückenhaft ist. Er bezeichnet viele der angebotenen Artikel als „richtiger Müll“ und hebt hervor, dass Kunden in den sozialen Medien zunehmend negative Erfahrungen hinsichtlich der Qualität berichten.
Während einige Nutzer durchweg positive Rückmeldungen geben und von fehlerfreien Produkten berichten, bleibt die Diskussion über die Güte und Sicherheit der Waren bestehen. Die steigende Nachfrage nach ausländischen Angeboten führt auch zu einer Abnahme der Verfügbarkeit deutscher Produkte auf dem Markt, was die Sorgen um die Qualität der erstandenen Artikel weiter verstärkt.
Gesundheitsrisiken und Chemikalien
Besonders bei den Modeartikeln, die von günstigeren Anbietern wie Temu und Shein angeboten werden, sind gesundheitsschädliche Chemikalien ein zentrales Thema. Wie Wienerin berichtet, gaben Österreicher:innen im letzten Jahr über eine Milliarde Euro für solche Billigware aus China aus. Eine Stichprobe von Shein-Produkten durch „Öko-Test“ deckte alarmierende Ergebnisse auf: Acht der 21 getesteten Kleidungsstücke wiesen Rückstände über den erlaubten Grenzwerten auf. In einem Kinderkleid fand sich sogar Antimon, ein Stoff, der als potenziell krebserregend gilt und häufig als Flammschutzmittel in Textilien verwendet wird.
Zudem wurden auch andere bedenkliche Chemikalien wie Formaldehyd, Schwermetalle (darunter Blei und Cadmium) sowie Phthalate in unverhältnismäßig hohen Konzentrationen festgestellt. Phthalate sind bekannt dafür, das Hormonsystem zu beeinflussen und sind in der Europäischen Union in vielen kindernahen Produkten streng geregelt. Die Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten der Anbieter sind ebenso groß, z.B. durch Berichte über Zwangsarbeit.
Produzenten und rechtliche Schwachstellen
Insgesamt stellen **Temu** und **Shein** nicht nur Verbraucher vor Herausforderungen, sondern auch die Behörden, die versuchen, die Sicherheit der Produkte zu gewährleisten. Dr. Joachim Bühler vom TÜV-Verband warnt, dass viele der auf großen Online-Marktplätzen angebotenen Produkte nicht den geltenden Sicherheitsanforderungen entsprechen. Dazu zählen beispielsweise scharfkantige Spielzeuge oder ungenaue Gesundheitstracker. Ein Bericht der Bundesnetzagentur zeigt alarmierende Zahlen: Rund 92 Prozent der 2023 kontrollierten Warensendungen aus Drittstaaten entsprachen nicht den EU-Vorschriften.
Die Handelsverbände berichten, dass etwa 60 Prozent der gelieferten Produkte wegen Verstößen gegen das Chemikalienrecht nicht verkehrsfähig wären. Verbraucher:innen ist zu raten, beim Kauf auf Zertifizierungen zu achten, wie das GS-Zeichen oder TÜV-Siegel. Die Marktüberwachungsbehörden hingegen sind chronisch unterfinanziert und verfügen oft nicht über die nötigen Ressourcen, um adäquat zu kontrollieren.
Die EU hat zwar mit dem Digital Services Act, der seit Februar 2024 in Kraft ist, strengere Anforderungen für große Online-Plattformen eingeführt, doch der Markt bleibt anfällig. Die EU-Kommission wird aufgefordert, die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten konsequent zu nutzen, um die Sicherheit von Importwaren zu gewährleisten, während Verbraucher dazu ermutigt werden, kritisch zu bleiben und sich über mögliche Risiken der von ihnen gekauften Produkte bewusst zu sein.