
Die „Frankfurter Silberinschrift“ erregt weltweit Aufmerksamkeit und gilt als das älteste christliche Zeugnis nördlich der Alpen. Der Fund, ein 3,5 cm großes Silberamulett, wurde während archäologischer Ausgrabungen im Jahr 2018 im Gräberfeld „Heilmannstraße“ in der ehemaligen römischen Stadt Nida, nordwestlich von Frankfurt am Main, entdeckt. Hierbei handelt es sich um das Grab eines etwa 35 bis 40 Jahre alten Mannes, in dem das Amulett als Schutzbeigabe unter seinem Kinn platziert war. In den letzten Monaten begleitete die internationale Berichterstattung diesen bemerkenswerten Entdeckung. Laut fr.de wurden rund 300 Artikel über die Inschrift in 28 verschiedenen Sprachen veröffentlicht.
Das Amulett, das den Namen „Silberinschrift“ trägt, enthält eine 18-zeilige lateinische Gravur, die durch modernste Techniken, unter anderem Computertomografie, entziffert wurde. Diese Inschrift könnte einen der ältesten Nachweise des Hymnus aus dem Philipperbrief darstellen und beginnt mit den Worten: „[IN NOMI?]ṆẸ SANCTI TITI AGIOS AGIOS AGIOS [IN] NOMINE IH XP DEI F(ILII)“. Die mehrfache Erwähnung von Jesus Christus in der entschlüsselten Inschrift wirft ein interessantes Licht auf den christlichen Glauben in der damaligen Zeit, als das Christentum häufig Verfolgung ausgesetzt war.
Historische Einordnung
Der Fund wurde im Dezember 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt und ist mittlerweile Teil der Dauerausstellung im Archäologischen Museum in Frankfurt. Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) würdigte die internationale Relevanz dieses historischen Artefakts, das einen einzigartigen Einblick in die frühe Verbreitung des Christentums in Deutschland bietet. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass frühere Nachweise für Christengemeinden in Deutschland auf die Jahre 313 und 314 datiert sind. Die „Frankfurter Silberinschrift“ bietet demnach einen außergewöhnlichen Beweis für die Existenz christlicher Glaubensgemeinschaften im 3. Jahrhundert.
Bei den Ausgrabungen der Jahre 2017 und 2018 wurden insgesamt 127 Bestattungen dokumentiert, darunter 113 Körpergräber und 14 Brandgräber. Diese Funde legen Zeugnis ab von der kulturellen und religiösen Vielfalt, die in dieser Römersiedlung, die von der Mitte des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. existierte, zu finden war. Diese Umgebung ist nicht nur für die Stadt Frankfurt von Bedeutung, sondern auch für die Wahrnehmung der religiösen Geschichte in Deutschland.
Bedeutung des Fundes
Die Frankfurter Silberinschrift ist nicht nur ein bemerkenswerter archäologischer Schatz, sondern hat auch theologischen und liturgischen Wert. Sie zeigt, dass die christliche Botschaft bereits im 3. Jahrhundert Fuß gefasst hatte, als die Anhänger oftmals Repressalien ausgesetzt waren. Das Amulett, das als Phylakterium konzipiert war, diente dazu, den Träger vor Krankheit und Unheil zu schützen und war somit ein Ausdruck des persönlichen Glaubens. Bei den archäologischen Untersuchungen wurde zudem ein Räucherkelch und ein Tonkrug im Grab des Mannes entdeckt, was darauf hindeutet, dass auch weitere religiöse Praktiken und Rituale Bestandteil seines Glaubenslebens waren.
Die kulturhistorische Bedeutung des Amuletts wird durch die Tatsache unterstrichen, dass seine Inneninschrift in Latein verfasst ist, ein Hinweis darauf, dass sich der christliche Glaube zu dieser Zeit von den griechisch dominierten alten Kulten zu unterscheiden begann. Der Fund der „Frankfurter Silberinschrift“ ist somit nicht nur ein bedeutender archäologischer, sondern auch ein geschichtlicher Meilenstein, der die frühe Verbreitung des Christentums in der Region anschaulich dokumentiert undblicke auf die Anfänge des Christentums in Deutschland anbietet.
In Zukunft werden weitere Untersuchungen zur geographischen Herkunft des Amulettträgers durchgeführt, die zusätzliche Erkenntnisse über das Leben und den Glauben der Menschen zur damaligen Zeit liefern könnten. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Fund wird durch eine Monografie, die in der Reihe „Schriften des Archäologischen Museums Frankfurt“ erscheinen soll, ergänzt. Diese wird das Wissen über die Ausgrabung und die Analyse des Gräberfelds weiter vertiefen und zur Erforschung der frühen Geschichte des Christentums in Deutschland beitragen.