
In Beelitz-Heilstätten ist die Stimmung nach dem tragischen Tod von Christoph R. (24) vor zwei Wochen von großer Trauer und Unsicherheit geprägt. Der mutmaßliche Täter, der im selben Gebäudekomplex wohnte, hat erneut zugegriffen; das zweite Opfer konnte jedoch überleben. Die örtlichen Behörden hatten in der Nacht des 14. Januar rund 50 Bewohner evakuiert und in einem angrenzenden Klinikgebäude untergebracht. Seitdem ist der Tatverdächtige in Haft und es bleibt die Frage offen, wie es mit den 145 Apartments in den Heilstätten weitergeht.
Die Worte von Bürgermeister von Beelitz verdeutlichen die Notwendigkeit von sozialer Unterstützung in dieser angespannten Situation. Er betont, dass niemand isoliert leben müsse, und verweist auf die bestehenden lokalen Vereine sowie Selbsthilfegruppen, die betroffenen Anwohnern zur Verfügung stehen. Die Notfallseelsorge, unter der Leitung von Klinikseelsorger Stefan Baier, steht nur bis zu einer Woche nach den Vorfällen zur Verfügung. Danach wird die Unterstützung auf Klinikmitarbeiter beschränkt, was Fragen zu den Hilfen für die Anwohner aufwirft.
Schwierige Zukunft der Anwohner
Die Unterstützung für die Betroffenen gestaltet sich in der Praxis als herausfordernd. Eine zentrale Anlaufstelle für die Evakuierten gibt es nicht; stattdessen empfiehlt die Beratungstelle des Landkreises Potsdam-Mittelmark vorübergehende Lösungen. Diese ist allerdings nur mittwochs erreichbar. Vor diesem Hintergrund berichten einige Bewohner von einer Veränderung im Zusammenleben, und es gibt erste Stimmen, die einen Umzug in Erwägung ziehen.
Die Klinikmitarbeiter verfügen über temporäre Übernachtungsmöglichkeiten, um in dieser Krisensituation Unterstützung zu bieten. Die Hausverwaltung hat sich bislang wegen des gesteigerten Medieninteresses nicht konkret geäußert. Ein Umstand, der die Unsicherheit unter den Anwohnern nur verstärkt. Ortsvorsteher Daniel Rödig kündigte an, sich für eine intensivere Unterstützung der Bewohner einsetzen zu wollen.
Ein historischer Ort mit unheilvollen Schatten
Der Komplex der Beelitz-Heilstätten hat eine wechselvolle Geschichte. Er wurde zwischen 1898 und 1930 errichtet und diente ursprünglich als Sanatorium für Tuberkulosepatienten. In mehreren Bauphasen schuf man eine kleine Stadt mit Postamt, Restaurant und weiteren Einrichtungen. Der Standort wurde gewählt, um den Patienten frische Luft und eine gute Verkehrsanbindung zu bieten. Berühmte Persönlichkeiten, wie Adolf Hitler, wurden dort behandelt – im Ersten Weltkrieg war das Sanatorium in ein Militärkrankenhaus umgewandelt worden.
Die verlassene Anlage, die leicht von Berlin aus zu erreichen ist, zieht mittlerweile Urban Explorer an. Sie entdecken die verlassenen Gebäude, die trotz ihrer Einsamkeit noch immer gut erhalten sind. Unter den Erkundenden finden sich nicht nur spannend Suchende, sondern auch Familien und Paare auf Ausflügen in diese unheimliche Welt. Der große Naturkomplex, der mittlerweile viele ungenutzte Strukturen birgt, hat für viele Menschen einen gespenstischen, aber zugleich faszinierenden Reiz.
Die Herausforderungen, die mit den schrecklichen Vorfällen in der Gemeinde einhergehen, werfen nun einen Schatten auf das einstige Heiligtum, das ebenso für seine bewegte Vergangenheit bekannt ist. Die Anwohner hoffen auf baldige Klarheit und stützen sich auf die Unterstützung der Gemeinschaft.