
Der Austritt von Mali, Burkina Faso und Niger aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) markiert einen Wendepunkt in der politischen Landschaft der Region. Knapp ein Jahr nach der Entscheidung ist dieser Schritt nun vollzogen, was bedeutende Auswirkungen auf die rund 73 Millionen Menschen hat, die in diesen Ländern leben. Ecowas, einst eine Plattform für Freizügigkeit und politische Zusammenarbeit, sieht sich durch die withdrawals mit einem Verlust von mehr als der Hälfte ihrer Fläche und einem damit verbundenen Rückgang der wirtschaftlichen Einflüsse konfrontiert. Laut Focus wurden diese Länder bereits in den letzten Jahren durch eine Reihe von Militärputschen destabilisiert, was die Beziehung zu Ecowas belastet hat.
Die Perspektive der Militärjuntas in diesen Staaten ist, dass sie Ecowas als Instrument ehemaliger Kolonialmächte, insbesondere Frankreich, betrachten. Diese Sichtweise ist besonders relevant, da Frankreich seine Militärpräsenz in der Sahel-Region zurückzieht, was auf den Druck der neuen Militärregierungen zurückzuführen ist. Der Rückzug, der nach über einem Jahrzehnt erfolgt, wird von vielen als schmerzhafter Schritt wahrgenommen. Hélène Conway-Mouret, eine französische Politikerin, hat darauf hingewiesen, dass dieser Rückzug nicht ohne Folgen bleibt, während die Sicherheitslage in der Region zunehmend angespannt bleibt, wie DW berichtet.
Rallyes als Zeichen der Unterstützung
In den letzten Tagen fanden in den Hauptstädten dieser drei Staaten große Demonstrationen statt, bei denen Tausende von Menschen ihre Unterstützung für den Austritt aus Ecowas zum Ausdruck brachten. Diese Proteste verdeutlichen die wachsende Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen und den bisherigen internationalen Beziehungen. Bekannte Demonstrationen in Burkina Faso, Mali und Niger wurden von leidenschaftlichen Reden und Nationalflaggen begleitet, die eine Botschaft der nationalen Einheit und Unabhängigkeit sendeten, wie in einem Bericht von SF Examiner zu lesen ist.
Die Gründe für die Unzufriedenheit sind vielfältig. Trotz reicher Bodenschätze wie Gold und Uran gelten Mali, Burkina Faso und Niger nach wie vor als einige der am niedrigsten entwickelten Länder der Welt. Die Probleme, die durch die anhaltenden Konflikte mit islamistischen Terrormilizen verstärkt werden, haben erheblichen Einfluss auf das tägliche Leben der Menschen. Zehntausende wurden bereits Opfer dieser Konflikte, und es bleibt unklar, wie die zukünftige Zusammenarbeit mit den Nachbarländern, die ebenfalls von Gewalt bedroht sind, funktionieren wird.
Neue Allianzen und geopolitische Veränderungen
Die Militärjuntas dieser Staaten haben die Allianz der Sahel-Staaten (AES) gegründet, um gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitiken zu entwickeln. In diesem Kontext tritt Russland als neuer strategischer Partner auf, mit vielversprechenden Abkommen in den Bereichen Militär, Landwirtschaft und Bildung. Diese Entwicklungen könnten die geopolitische Lage in der Region erneut beeinflussen und eine Verschiebung der Allianzen bedeuten.
Angesichts dieser Veränderungen und der Abhängigkeit der drei Staaten von den Häfen der Ecowas-Nachbarn müssen sie jedoch auch vorsichtig sein. Wirtschaftliche Probleme könnten die Folge des Austritts sein, insbesondere in den dicht besiedelten Grenzregionen, wo mögliche Zölle und Visabeschränkungen drohen. Die Staatsoberhäupter stehen vor der Herausforderung, Lösungen für die anhaltenden Probleme zu entwickeln, die von den Menschen vor Ort kommen müssen, wie Svenja Schulze von der Bundesregierung betont hat.