
In Bayern wird der Druck auf den Netzausbau aufgrund steigender Strompreise zunehmend spürbar. Das bayerische Kabinett hat beschlossen, ein neues Clearing-Verfahren einzuführen, das die Genehmigung von Infrastrukturprojekten im Bereich des Naturschutzes beschleunigen soll. Diese Initiative kommt inmitten von Befürchtungen der Verbraucher, dass die Strompreise durch eine schleppende Entwicklung der Netzinfrastruktur weiter steigen könnten. Laut PNP ist das Ziel der bayerischen Staatsregierung eine zügige Klärung von Vollzugsfragen in Genehmigungsverfahren.
Die Verantwortung für das neue Verfahren liegt beim bayerischen Umweltministerium, das alle gesetzlichen Beschleunigungsmöglichkeiten ausloten möchte. Ein entsprechender Forderungskatalog an den Bund wurde bereits angekündigt. Neben dem schnellen Ausbau des Stromnetzes wird auch betont, dass dieser für die Sicherstellung einer bezahlbaren und umweltverträglichen Energieversorgung in Bayern entscheidend ist. Der Ausbau der Übertragungsnetze ist notwendig, um die einheitliche Stromgebotszone zu erhalten. Bisherige Fortschritte im Netzausbau wurden jedoch als unzureichend wahrgenommen, was von der Oppositionspartei die Grünen kritisiert wird.
Strompreise unter Druck
Die steigende Nachfrage nach Energie und die Anpassung der Netzentgelte haben bereits Auswirkungen auf die Strompreise in Bayern. In den Städten könnten die Netzentgelte steigen, während sie auf dem Land möglicherweise sinken. Laut inFranken machen die Netzentgelte etwa ein Viertel bis über ein Drittel des Endverbraucherstrompreises aus. Ab 2025 werden neue Entgelte in Kraft treten, was für viele Haushalte höhere Kosten zur Folge haben könnte.
Die aktuellen Strompreise in Bayern liegen zwischen 30 und 35 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4000 kWh jährlich könnte das Netzentgelt um etwa 20 Euro sinken oder steigen, abhängig von der Region. Kunden in städtischen Gebieten und in Bundesländern wie Hamburg müssen mit den höchsten Mehrkosten rechnen. Die Netzentgelte verändern sich auch aufgrund einer jüngsten Vorschrift der Bundesnetzagentur zur Kostenverteilung beim Umbau der Energienetze.
Stromerzeugung in Bayern
Trotz der Herausforderungen im Netzausbau verzeichnet Bayern bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien einen historischen Höchststand. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 60,7 Terawattstunden Strom erzeugt, was einem Rückgang von 7,9 TWh im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2 am 15. April 2023 war eine der Hauptursachen für diesen Rückgang, während die Erzeugung aus erneuerbaren Energien auf 42,7 TWh anstieg, was einem Plus von 2,5 TWh im Vergleich zu 2022 entspricht, berichtet die Webseite des bayerischen Wirtschaftsministeriums stmwi.bayern.de.
Im Jahr 2023 stammten etwa 70,4 % des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei gab es witterungsbedingte Zuwächse bei Wind- und Wasserkraft. Dies verdeutlicht die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien in der bayerischen Energieinfrastruktur, auch wenn die Herausforderungen beim Netzausbau weiterhin bestehen.