
Die anhaltenden Diskussionen um die deutsche Asylpolitik erreichen einen neuen Höhepunkt, da die CDU unter Friedrich Merz plant, konkrete Anträge zur Verschärfung der Asylgesetze im Bundestag einzubringen. Merz erhält Unterstützung von der AfD und kündigte in einer E-Mail an CDU-nahe Bürger sowie in mehreren Interviews an, dass die Union während dieser Woche über ihre Forderungen abstimmen lassen möchte. Diese Vorstöße folgen auf einen tödlichen Messerangriff in Solingen, der in den letzten Monaten für ein erhöhtes Sicherheitsbewusstsein sorgte. Merz forderte infolgedessen dauerhafte Grenzkontrollen, ein Vorschlag, der jedoch auf rechtliche Hürden trifft – als Mitglied des Schengenraums können solche Kontrollen nicht unbegrenzt etabliert werden.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der die Politik der Grünen in Baden-Württemberg vertritt, kritisierte Merz‘ Ansatz als „Geradeausmaschiererei“ und bezeichnete die Forderungen als „fatalen Irrtum“. Er warnte vor den möglichen „schweren Kollateralschäden“, die eine Verschärfung der Asylpolitik mit sich bringen könnte. Kretschmann betonte die Notwendigkeit von Kompromissen innerhalb einer parlamentarischen Demokratie und äußerte Bedenken hinsichtlich des enormen Risikos von Merz‘ Agenda, die den Konsens in der Europäischen Union bei der Migrations- und Flüchtlingsfrage gefährden könnte.
Anträge im Bundestag
Die CDU und CSU planen verschiedene Maßnahmen, die sie unabhängig von der Zustimmung der AfD im Bundestag zur Abstimmung bringen möchten. Dazu gehören unter anderem dauerhafte Grenzkontrollen, Einreiseverbote für Personen ohne gültige Dokumente sowie die Inhaftierung von ausreisepflichtigen Personen. Hierbei wird jedoch auf rechtliche Fragestellungen hingewiesen, wie Kretschmann betonte. Viele der CDU-Forderungen sind rechtlich umstritten oder schlichtweg nicht umsetzbar.
Die rechtliche Umsetzbarkeit der Vorschläge ist, laut den Vorstößen von Friedrich Merz, komplex. Ein zentrales Anliegen ist die Reaktivierung und möglicherweise die Aussetzung der Dublin-III-Verordnung. Diese Regelung sieht vor, dass das Land, in das ein Geflüchteter zuerst einreist, auch für das Asylverfahren zuständig ist. Laut Merz wäre es jedoch nötig, diese Verordnung auszusetzen, um Migranten direkt an der Grenze zurückzuschicken. Eine solche Maßnahme müsste jedoch vom Europäischen Gerichtshof genehmigt werden, was in der Praxis auf Widerstand stößt.
Reaktion aus der Regierung
Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigte im Kontext des Messeranschlags von Solingen schärfere Asyl- und Sicherheitsgesetze an. Ein „Sicherheitspaket“, das Anpassungen beim Waffenrecht sowie zusätzliche Befugnisse für Sicherheitsbehörden vorsieht, wurde nach wochenlangen Beratungen formuliert. Die Maßnahmen sollen die Sicherheit der Bevölkerung erhöhen und beinhalten unter anderem die Streichung von Sozialleistungen für ausreisepflichtige Migranten, die in einem anderen EU-Land registriert sind, sowie die Abschiebung von Straftätern und terroristischen Gefährdern nach Afghanistan und Syrien.
Die Bundesregierung plant darüber hinaus, Änderungen in der Asylpolitik durchzusetzen, die verhelfen sollen, rechtliche Hürden für Abschiebungen zu senken und längere Verfahren zu verkürzen. Die Bundesregierung bereitet eine Gesetzesvorlage zur EU-Asylreform vor, die schnellere Abschiebungen für abgelehnte Asylbewerber bei Sicherheitsrisiken ermöglicht. Diese Vorschläge stehen jedoch in direktem Konflikt mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, die von vielen Experten als unzureichend bewertet werden.
In der politischen Debatte wird deutlich, dass die Asylpolitik in Deutschland vor einem Wendepunkt steht. Die künftigen Entscheidungen im Bundestag könnten weitreichende Konsequenzen für die Integration und Sicherheitspolitik des Landes haben, während gleichzeitig der Druck steigt, Lösungen im Sinne der notwendigen humanitären Standards zu finden. Die kommenden Abstimmungen und Gesetze werden genau beobachtet werden, um die Reaktionen sowohl in der deutschen Öffentlichkeit als auch auf europäischer Ebene zu analysieren.
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