
In größeren Städten Bayerns, darunter München, stehen die Mitarbeiter der Deutschen Post aufgrund unzureichender Tarifverhandlungen kurz vor einem Warnstreik. Die Gewerkschaft Verdi hat rund 2000 Beschäftigte in Städten wie Augsburg, Bayreuth, Ingolstadt, Regensburg, Nürnberg und Würzburg zum Streik aufgerufen. Die Arbeitsniederlegungen sind für den 28. Februar 2025 angesetzt, nachdem die zweite Verhandlungsrunde am 23. und 24. Januar 2025 kaum Fortschritte brachte und ein gemeinsamer Nenner zwischen Verdi und der Deutschen Post nicht gefunden werden konnte. Arbeitgeber halten die Forderungen für nicht finanzierbar, was von Verdi scharf kritisiert wird. David Merck, Verdi-Landesbezirksfachbereichsleiter Postdienste, bezeichnete die Haltung der Arbeitgeber als inakzeptabel.
Die Kernforderungen von Verdi sind deutlich: Eine lineare Tarifsteigerung von 7 Prozent, eine Laufzeit von 12 Monaten sowie zusätzliche Urlaubstage. Konkret gefordert werden drei weitere Tage für die Beschäftigten und ein zusätzlicher Tag für Gewerkschaftsmitarbeiter. Verdi betont, dass spürbare Lohnerhöhungen notwendig sind, um die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, die im vergangenen Jahr fast 8 Prozent betrugen, und für 2023 prognostizierte 5 Prozent Inflation auszugleichen. Zudem wird eine Entlastung durch zusätzliche Freizeit gefordert, um die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern.
Hintergrund der Tarifverhandlungen
Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Verdi und der Deutschen Post fand kürzlich statt, ohne dass es nennenswerten Fortschritt gegenüber der ersten Runde gab. Andrea Kocsis, die stellvertretende Vorsitzende von Verdi, äußerte sich enttäuscht über den Mangel an Bewegung in den Verhandlungen, die rund 170.000 Beschäftigte der Deutschen Post betreffen. Die Arbeitgeberseite sieht die Gehaltserhöhungen als nicht umsetzbar an und das unterstreicht die Spannungen, die sich in diesem Tarifkonflikt aufbauen. Verdi hat daraufhin entschieden, Warnstreiks anzukündigen, um ihren Mitgliedern eine Plattform zu bieten, ihre Forderungen kraftvoll zu artikulieren. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Post AG und Verdi ist für den 12. und 13. Februar 2025 angesetzt.
Gewerkschaften in Deutschland, einschließlich Verdi, fordern in der aktuellen Situation Lohnerhöhungen von bis zu 15 Prozent. Diese Forderungen stehen im Kontext der gestiegenen Unternehmensgewinne trotz der Herausforderungen durch die Energiekrise und steigende Lebenshaltungskosten. Vor allem untere Einkommensgruppen sind stark betroffen von der Inflation, die Preise für Energie und Lebensmittel sind um bis zu 20 Prozent gestiegen. In diesem wirtschaftlichen Klima versuchen Gewerkschaften, die Kaufkraft ihrer Mitglieder durch neue Tarifabschlüsse abzusichern, da die Reallöhne in den letzten drei Jahren gesunken sind.
Die kommende Streik-Agenda und Erwartungen
Verdi hat angekündigt, ihre Mitglieder zeitnah über die genauen Termine der Warnstreiks zu informieren. Angesichts der bevorstehenden Verhandlungen und der unklaren Positionen beider Seiten wird ein intensiver „Streik-Frühling“ erwartet. Dieser könnte auch andere Bereiche wie das Bodenpersonal an Flughäfen, Erzieher, Busfahrer und Müllabfuhr betreffen, die ebenfalls mit Warnstreiks auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Die Diskussionen über Lohn-Preis-Spiralen und die Erhöhung der Lebenshaltungskosten spielen eine zentrale Rolle in den aktuellen Debatten.
Die Teilnehmenden an den Tarifverhandlungen sind sich einig, dass die Gewinne aus der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Lohnerhöhungen sind. Vielmehr wird ein ausgeglichener Tarifabschluss angestrebt, der nicht nur den gegenwärtigen Herausforderungen Rechnung trägt, sondern auch Anreize für Fachkräfte schaffen würde. Die Gewerkschaften sind bereit, mit ihren Warnstreiks ein Zeichen zu setzen, wobei die nächste Verhandlungsrunde als mögliche Wende in diesem Tarifkonflikt angesehen wird.