
Am 1. Januar 2025 hat die Ukraine die Gaspipeline zu Transnistrien gekappt, was zu einer dramatischen Energiekrise in der umstrittenen Region führte. Transnistrien, das seit seiner Unabhängigkeitserklärung 1990 in einem Zustand faktischer Isolation und Abhängigkeit von Russland existiert, bezog zuvor kostenloses russisches Gas. Dies ermöglichte ein relativer Wohlstand für die etwa 400.000 Einwohner der Region, die aus russischen Staatsbürgern, Moldauern und Ukrainern bestehen. Mit der Gasunterbrechung müssen die Einwohner nun mit rationiertem Strom und Kohlevorräten auskommen, was zu einer Erhöhung des Elends in der Region führt. Tiraspol, die Hauptstadt, sieht sich gezwungen, den Strom zu rationieren, wobei den Haushalten nur noch maximal 16 Stunden Strom pro Tag zur Verfügung stehen.
Die Situation wird durch die geopolitischen Spannungen zwischen Russland, dem Westen und der Ukraine weiter erschwert. Transnistrien, das international nicht anerkannt ist und seit über 30 Jahren von russischen Friedenstruppen gesichert wird, hat seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 vermehrt über die Möglichkeit einer russischen Offensive spekuliert. Dennoch betont die Führung Transnistriens ihre Neutralität und hat Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, während sie gleichzeitig Hilfe aus Russland anstrebt. Präsident Wadim Krasnoselski erklärte, dass Russland eine „humanitäre Geste“ in Betracht ziehen könnte, um die Region wieder mit Gas zu versorgen, ohne genauere Details bekannt zu geben. In der Zwischenzeit sind die Menschen auf Holz und alternative Brennstoffe angewiesen, da insbesondere die Heizungen kalt bleiben.
Energiekrise und geopolitische Spannungen
Die Energiekrise hat nicht nur Auswirkungen auf Transnistrien, sondern betrifft auch angrenzende Gebiete. In der moldauischen Gemeinde Varnita berichten die Bewohner von Kälte in ihren Häusern, obwohl das Wetter mild ist. Die moldauische Regierung hat Schwierigkeiten, ausreichend Gas und Strom zu beschaffen. Sie kauft Strom aus Rumänien und hat Gasreserven angelegt. Die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen und die fehlende Unterstützung aus der Ukraine und dem Westen bringen die Lebensbedingungen der Menschen in der Region in arge Bedrängnis.
Als wäre das nicht genug, steht Moldau vor politischen Herausforderungen. Im Sommer 2025 sind Parlamentswahlen angesetzt, und die aktuelle Krise könnte pro-russischen Parteien zu mehr Stimmen verhelfen. Davon spricht auch Moldaus Regierungschef Dorin Recean, der die Situation als „politisches Spiel“ von Moskau bezeichnet und die Verantwortung für die Krise der prowestlichen Regierung in Kiew zuschreibt. Die moldauische Regierung hat einen Vertrag mit Gazprom, der eine Lieferung von Gas bis September 2026 vorsieht, unabhängig von der Pipeline durch die Ukraine.
Humanitäre Lage verschärft sich
Trotz der ernsthaften Lage in Transnistrien hat Tiraspol Hilfsangebote aus Chisinau abgelehnt. Darunter fällt der Gaskauf und ein Tauschhandel mit Elektrizität. Die Absage eines Krisentreffens zwischen den Regierungen Chisinau und Tiraspol verstärkt die bestehende Misere. In der Klinik von Varnita, einer Exklave in Transnistrien, ist aufgrund der Stromprobleme ein Teil der medizinischen Infrastruktur ungenutzt. Schätzungen zufolge sind dazu noch täglich etwa 200 Patienten in der Klinik, die unter den Bedingungen leiden.
Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat angedeutet, dass Russland möglicherweise Gas auf dem europäischen Markt erwerben könnte, jedoch muss dazu die Kooperation der Moldau gewährleistet sein. Während die Menschen in Transnistrien verzweifelt auf Unterstützung hoffen, versteift sich die Ukraine auf ihre Position und könnte den Gastransit über alternative Routen wie die Transbalkan-Pipeline verweigern. Damit ist die Region Bestandteil eines größeren geopolitischen Spiels, das sowohl die Lebensqualität der Einwohner als auch die Stabilität in der gesamten Region beeinflusst.