
Die Reform der stationären Versorgung in Deutschland nimmt Gestalt an. Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) trat am 12. Dezember 2024 in Kraft und stellt einen wesentlichen Schritt in der Neugestaltung des Gesundheitssystems dar. Ziel ist es, die Krankenhauslandschaft zu modernisieren, um sowohl den aktuellen Herausforderungen als auch den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Insbesondere die Einführung von 65 Leistungsgruppen markiert einen entscheidenden Punkt in dieser Reform.
Diese Leistungsgruppen sind mit spezifischen Leistungen und Qualitätskriterien verbunden. Die Verantwortung für die Zuweisung obliegt den Bundesländern, die somit eine wichtige Rolle in der zukünftigen Krankenhausplanung übernehmen. [MDR] berichtet, dass ein Krankenhaus bis zu drei Jahre einer Leistungsgruppe zugewiesen werden kann, auch wenn es die Qualitätskriterien nicht erfüllt, vorausgesetzt, der Standort ist aus Sicht der Versorgung notwendig.
Neue Finanzierungssysteme und Qualitätsstandards
Die Umstellung auf ein neues Finanzierungssystem durch die sogenannte Vorhaltevergütung soll den ökonomischen Druck auf die Krankenhäuser reduzieren. Laut dem Bundesgesundheitsministerium garantiert das Vorhaltebudget hospitals, die nach dem neuen System eingestuft sind, eine Einnahmequelle, unabhängig von den tatsächlich erbrachten Leistungen. Hierbei werden 60% der Einnahmen über diesen Vorhalteanteil gesichert, während 40% durch Behandlungsfälle generiert werden müssen.
Für die neuen Leistungsgruppen gelten bundeseinheitliche Qualitätskriterien. Dies soll sicherstellen, dass mindestens die Leistungen der Allgemeinen Inneren Medizin und der Allgemeinen Chirurgie innerhalb von maximal 30 Minuten erreichbar sind. Für alle anderen Leistungen sieht die Reform eine maximale Fahrzeit von 40 Minuten vor. Dies wurde als notwendig erachtet, um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung gewährleiten zu können.
Finanzielle Mittel und Investitionen
Ein entscheidender Faktor hierbei ist die finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder. Insgesamt sollen bis zu 50 Milliarden Euro in die Reform investiert werden. Der Transformationsfonds stellt somit eine immense Summe dar, die über das nächste Jahrzehnt verteilt wird, um die notwendigen Veränderungen und Investitionen zu ermöglichen [FORUM VERLAG HERKERT GMBH].
Weiterhin bleibt die vollständige Refinanzierung der Pflege in Krankenhäusern unverändert. Die Personalkosten für die Pflege werden weiterhin nach dem Selbstkostendeckungsprinzip durch das Pflegebudget abgedeckt. Zusätzlich sind Zuschläge für wichtige Bereiche wie Pädiatrie, Geburtshilfe und Intensivmedizin vorgesehen, was die Attraktivität dieser Fachrichtungen erhöhen soll.
Kritik an der Reform
Trotz der ambitionierten Ziele gibt es auch berechtigte Bedenken. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) äußerte Besorgnis über den ökonomischen Druck und mögliche Krankenhausschließungen. Auch der Klinikverbund Hessen sowie der GKV-Spitzenverband haben auf die Komplexität der Reform und die damit verbundenen hohen Umsetzungskosten hingewiesen. Kritiker befürchten, dass die Reform ohne eine angemessene Zwischenfinanzierung nicht nachhaltig sein könnte.
Die kommenden Monate werden zeigen, inwiefern die Reform das deutsche Gesundheitssystem effektiv transformieren kann und wie gut die Umsetzung der neuen Strukturen und Prozesse gelingt. Die Überwindung bestehender Herausforderungen im Gesundheitswesen bleibt eine zentrale Aufgabe, um die Versorgung der Bevölkerung auch in Zukunft zu sichern.